Ein Hoch auf die Hochstelltaste

Viele Probleme, liebe notorischausprotestgegennormenkleinschreiberinnen dieses Landes, bereitet den Korrekten und Korrektoren beim fröhlichen Texten und Lesen die Frage: Muss das groß oder hat das nichts? Selbst engagierte Deutschlehrer rätseln – ich hin und wieder auch. In der harten Lektoratswoche, der vergangenen, kam mir ein Satz unter, den ich Ihnen nicht vorenthalten will. Andere Beispiele im heutigen eher längeren Text (und unterhaltsam wird der auch nicht) werden folgen. Wenn Sie es also eher kürzer mögen und meine Wörtchen als Quell innerer Heiterkeit begreifen, warten Sie auf morgen. Da wird es podologisch.

Der Autor dieses erstklassigen Romans (erscheint kommenden Dienstag, ich weise dann noch mal darauf hin) schreibt:

Die Fotos auf den Dingern sind doch eh asbach, da kann man doch niemanden drauf erkennen.

Und schon sind wir mittendrin. Heißt es korrekt asbach oder Asbach, groß oder klein? Uppss, Sie sind unter vierzig und wissen nicht, was ω Asbach ist? Ein Cognac, für den es in der Werbung hieß: Im Asbach Uralt ist der Geist des Weines. Irgendwie hat sich der Begriff dann erhalten. Das Wort asbach steht für alt, sehr alt.

Und ich vor einem Rätsel. Für Großschreibung spricht, dass es ein Markenname ist, für Kleinschreibung die Grammatik. Das Wort ist sehr klar ein Adjektiv. Ich habe diese Frage weitergeleitet an ein meist sehr kompetentes Facebook-Forum namens Lektorat und Korrektorat – und siehe da, binnen fünf Minuten hatte ich fünf Meinungen. Einer wies mich auf eine Stelle in der Süddeutschen hin, in der es Asbach heißt, ich selbst fand im ω Redensartenindex die Kleinschreibung. Ich vertraute der Süddeutschen mehr als dem Netz – und entschied: groß! Wie würden Sie entscheiden?

Und gleich noch ein Beispiel. Spiegel.de befasste sich gestern mit den trump’schen Versuchen zum Mauerbau, sehen Sie rechts. Dort heißt es …

Trump bekommt von allen Seiten Druck. Besonders groß ist die Aufregung bei seinen treuen Anhängern auf der rechten.

Da steht rechten, klein. Und das ist vollkommen richtig, denn dieses rechten zielt elliptisch auf das Worten Seiten eine Zeile höher: Bei seinen treuen Anhängern auf der rechten Seite

Wenn Sie denken, das wäre es schon … Pustekuchen. Ich hab noch eines. Wieder der Spiegel. Lesen Sie mal! Es geht um die Eröffnung der Berlinale mit einem wohl grottenschlechten dänischen Film. Dann schreibt der Autor:

In Anbetracht des Eröffnungsfilms kann einem für den Rest des Wettbewerbs nur Himmelangst werden.

Und nein, da finden wir kein Erbarmen. Das Wörtchen himmelangst ist ein Adjektiv, es versteckt sich nicht unter dem Mäntelchen eines Eigennames. Es muss klein daherkommen. Das habe ich natürlich im Duden überprüft und zwei Stellen für himmelangst gefunden, die ich Ihnen nicht vorenthalten will.

  • So wurde ihm himmelangst, als ihn der alte Mann in ein unmŠäßiges Examen nahm. Das ist von Immanuel Kant, also 18. Jahrhundert.
  • Da hockten zwei Bekloppte und wackelten mit den Kšöpfen, dass es der Welt demnŠächst himmelangst und bange werden konnte. Das ist aus Jens-Uwe Sommerschuhs Roman Carcassonne, Ende des 20. Jahrhunderts.

Und da Sie jetzt gewiss über das Wörtchen bange nachdenken, schnell ein paar bange Worte dazu. Kommt von ganz, ganz früher und ergoss sich aus be-engt. Wird seither als Adjektiv ausgeliefert, aber auch als Substantiv: Las er lange Texte in der deutschmeisterei.de, wurde ihm oft bange. Anderen konnten diese erhellenden Einsprengsel keine Bange machen.

Das war es! Morgen wird es unterhaltsamer, und ja, es wir duften.

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