Ich muss mich zunächst einmal für die Qualität des Täfelchens entschuldigen. Wäre ich firm in Bildbearbeitungsprogrammen, hätten Sie die Freude, die beiden Bildchen wie eines sehen und lesen zu können. Bin ich aber nicht. Alles in Handarbeit hier.
Und dann zur Geschichte dieses Bildchens. Ich fand das Buch Der namenlose Tag von ω Friedrich Ani in einem Hotel fernab unserer zivilisierten Welt, wollte es immer schon mal lesen, nahm es mit und deponierte es im nächsten Hotel wieder in der Abteilung Ausgelesen – zu schwer fürs Gepäck.
In diesem Werk trifft der Held (na ja, bei Ani gibt es wenig Helden, eher Zweifler, Gründler, Kauze) … Jacob Franck also trifft ein weibliches Wesen in ähnlich verknautscher Lage wie er. Ich wollte Ihnen diese Beschreibung der Frau zeigen. Sie ist einfach großartig.
Und sie hat 95 Wörter, fünfundneunzig! Ich predige immer, dass ein Satz zwengs der Lesbarkeit bei maximal dreißig Wörtern nach einem Punkt schreit. Bei Ani hätte ich gern weitergelesen. Heißa, der kann es einfach.
– ihr von den Jahren wohlwollend gezeichnetes Gesicht mit den Linien an den Schläfen …
– die nicht perfekt genug vertuschten Spuren auf Lidern und Nase …
– die von Zigaretten, Alkohol und anderen Lebensunwettern ramponierte Stimme, die vom Polarkreis ihre Welt zu kommen schien …
– in vorauseilender Höflichkeit.
Herrschaftszeiten, das ist ganz großes Kino. Das ist Bildmalerei mit Wörtern. Ich sehe diese Frau.
Meine Verneigung!