Wenn Sie nach drei Tagen Aufenthalt an der Kasse des Hotels Bayerischer Hof in Lindau-Insel stehen, müssen Sie sich entscheiden: Lösen wir den Reptilienfond auf den Caymans auf, verkaufen wir den Panamera S oder türmen wir doch lieber übers Parkdeck? Ich schwitzte dort. Nun denn, die Kreditkarte hielt stand.
Ich sage das vorab, weil dieses Hotel in Deutschlands erster Reihe – Sie spucken mühelos vom Fenster in den Bodensee (wahlweise: auf einen Co-Touristen auf der Promenade) oder planschen vom Pool aus den Flaneuren auf den Rucksack oder die offene Sandale – ein Café führt, dessen Aushang so gar nicht zum Stil des Hauses passt, mal ganz abgesehen von den Abblätterungen an den Kanten.
Kommen wir zum Geschriebenen und damit zum Thema meines Tagebuchs.
Nein, wir kommen erst einmal zum Namen.
Corner Cafe
Himmelsackra! Läse der Rigoletto auf der Seebühne im nahen Bregenz dies, wäre er seiner Gilda durch Sprung in den Bodensee und in den Tod gefolgt.
Warum muss ein Café(!), mit é bitte, sich so englisch nennen? Nur weil es an einer Wegekreuzung liegt, an der auch Skandinavier, Briten oder Australier lustwandeln?
Und dann das …
- Man schreibt willkommen ohne großes W.
- Die Gemüse Tarte wäre mit Binder als Gemüse-Tarte richtig.
- Die Lauch-Speck Tarte schreit ebenso nach einem Binder.
- Und die Lachs-Spinat Tarte? Sie ahnen es.
- Und der Gute Apetit hungert(!) nach einem zweiten P, Herrschaften!
Als ich das Schild zum ersten Mal aus weiterer Entfernung bei einem der köstlichsten Kuchen weltweit (ja, das muss zur Ehrenrettung des Cafés an der Ecke(!) gesagt werden, anschaute, dachte ich, man habe Lach’s-Spinat gepinselt. Sah aus zehn Metern so aus. War aber nicht so.
Den Apostroph hat eine Möwe hinterlassen. Die deutet sich ja an, wenn Sie genauer hinsehen, durch die Ummalungen des Café-Namens am oberen rechten Rand an.