Kloß mit Soß

Pardon, mes amis! Heute muss ich mal eines eurer Worte im Deutschen eintunken(!). Die Sauce. Ich habe es gefunden auf der aktuellen Ausgabe des Feinschmecker, eines Blatts, das ich besonders schätze, weil es noch die alten Werte der Reportagekunst zeigt: Wir haben einen Autor und einen Fotografen, und die gehen gemeinsam eine Geschichte an. Na, ja, und die Themen interessieren mich auch.

Wir lesen …

Profitricks für umwerfende 20-Minuten-Saucen zu Steaks …

… und hoffen, dass umwerfend nicht im wörtlichen Sinne gemeint ist. Dann nämlich schlösse sich der Kreis: Ich habe in der letzten Zeit zwei Krimis bearbeitet, bei denen die Autoren nicht mal im Traum daran dachten, Soße zu schreiben.

Dabei gibt es nicht einmal einen gefühlten Unterschied zwischen der deutschen Soße und der französischen Sauce. Beide Wörter gründen, rein etymologisch, auf der lateinischen salsa, einer heißen Brühe mit sal, mit Salz. Später kamen dann lateinamerikanische Tänzer und kreierten nach einem deftigen Tanz und dem Genuss von zu viel Brühe auch noch einen Tanz gleichen Namens und gleichen Geschlechts, die Salsa.

Warum also schreiben wir gern Sauce statt Soße?

Ich sehe drei Gründe: Erstens ist der Franzose ganz allgemein bei der Kulinarik weit vorn, Stichwort: Eisbein und Grünkohl gegen Foie gras und Tarte mignonette experimentale superbe à la Provence. Da bleibt man doch lieber bei den Erfindern des Essens, sozusagen.

Zweitens ist dieses Eszett ein so hässlicher Buchstabe. Er rumpelt dem Grafiker immer ins edle Schriftbildkonzept.

Drittens klingt es einfach moderner, dieses Sauce, leicht französisch ausgesprochen, wie la musique et l’amour. Soße klingt wie fränkischer Kloß, grob und ohne Lebensart, ohne Savoir vivre.

Rülps!

Aber merkt euch mal dies: Soße ist die vom Duden bevorzugte Schreibung, Sauce existiert nur als Verweiswort.

In eigener Sache: Wenn Sie sich mal die Überschrift ansehen, stellen Sie fest, dass auch mein Blogprogramm WordPress sich weigert, die Eszett in der fränkischen Nationalspeise zu setzen. Ich bin sicher, da war ein Franzose am Werk.

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