Heute mache ich mal das, was ich schon lange nicht mehr gemacht habe: eine reine Liebeserklärung. An die deutsche Sprache. Und das kam so. Ich saß in des Lektors Kemenate, grübelnd über einem Text, in dem mehr Wikinger, Nordmänner, Angelsaxen, Pikten, Küstenbewohner, marodierende Christen und Götter vorkommen als … na, sagen wir mal … Smartphones.
Dann las ich den Ausschnitt, den ich für Sie knipste. Wegen des Verbs entästen. Ich butzelte in dem Moment den Autor innerlich dafür, dieses Wunder-Wort kreiert zu haben. Es sagt alles. Es sagt: Man befreit einen Stamm von Ästen.
Ich hatte in dem Moment auch das Thema für die deutschmeisterei.de von Dienstag, für Sie: für heute. Kurzform …
Was ist das für eine wunderbare Sprache, die Autoren dazu bringt, derlei Verben zu schnitzen.
Neue Verben, die alles sagen. Ein Hoch auf die Kreativität!
Mit dem Champagner in der Hand ging ich dann an mein neues Duden-Wörterbuch. Da ist entästen gelistet. Mist! Ist schon ein deutsches Wort.
Schritt zu meinem Wahrig, Deutsches Wörterbuch von 1981, dem mit Goldschnitt, Band 2, Seite 494. Und was sah ich? Sehen Sie selbst. Die reine Enttäuschung! Da will ich Ihnen mal was Neues bieten. Da will ich mal ein lebendiges Beispiel präsentieren für die Kraft, mit der Sprachsensible immer neue Wörter erfinden … und dann ist es die eigene Unkenntnis, die mich auf die falsche Fährte lockte.
Enttäuschend. Aber ich verspreche Ihnen, ich gebe nicht auf …
Kleine Nachtrag: Bevor Sie selbst nachschlagen, seien Sie versichert, dass Strünke der einzig erlaubte Plural von Strunk ist.