Mohrchens

Wir trauen uns mal was. Wir gehen in die … ich halte den Atem an … wir gehen in die … male dictu! … Mohrenapotheke an der 90402 Nürnberger Königstraße, mitten in der Stadt. In der Hand halten wir die Sarotti-Mohr-Schokolade und einen … horribile dictu! … Negerkuss, den wir beim Betreten auch so nennen.

Können Sie bitte mal den Negerkuss halten, ich muss die Mohrenschokolade ablegen. Himmel, was wäre das für ein Spaß gewesen! Habe ich natürlich nicht gemacht.

Aber ich frage den Apotheker, ob der Name der Apotheke für Wirbel sorgt. Alle drei Monaten haben wir einen von den Oberbesorgten, sagt er, aber wir bekommen viel mehr Zuspruch von denen, die die Diskussion aufregt.

Sie sind nicht im Bilde? Dann schauen Sie sich doch mal ω diese Seite an: das ZDF über einen Mohrenapotheken-Streit in Frankfurt. Der ist zwar etwas älteren Datums. Aber der Trend hält: Mohren, Neger, der ω Schwarze Piet in den Niederlanden – ich darf von der ZDF-Seite zitieren: Die Proteste und Streit über angeblich rassistische Wörter gibt es schon länger. Die Mohrenstraße in Berlin war zum Beispiel lange im Kreuzfeuer der Kritik, bei „Pippi Langstrumpf“ wurde der „Negerkönig“ zum „Südseekönig“, und auch in der „Kleinen Hexe“ wurden die „Negerlein“ aus dem Buch verbannt. Das Schicksal des „Mohrenkopfes“ ist bekannt. Er wurde im „Schaumkuss“ umbenannt.

Und wissen Sie was? Ich glaube, es interessiert im Grunde niemanden, der sich nicht via Grundhaltung – kritisch, aufgeschlossen, völkerverständigend – berufen fühlt. Die Berufsbetroffenen.

Darf ich Ihnen mal in Erinnerung rufen, was der ω Struwwelpeter, dieser Inbegriff eines guten Erziehungslehrbuchs, schreibt? Darf ich?

Erfreuen Sie sich dich einfach an diesem Anfang:

Es ging spazieren vor dem Tor
Ein kohlpechrabenschwarzer Mohr.
Die Sonne schien ihm aufs Gehirn,
Da nahm er seinen Sonnenschirm.
Da kam der Ludwig hergerannt
Und trug sein Fähnchen in der Hand.
Der Kaspar kam mit schnellem Schritt
Und brachte seine Bretzel mit;
Und auch der Wilhelm war nicht steif
Und brachte seinen runden Reif.
Die schrie’n und lachten alle drei,
Als dort das Mohrchen ging vorbei,
Weil es so schwarz wie Tinte sei!

Am Ende steckt der gute Niklas die deutschen Jung-Mobber ins Tintenfass.

Du siehst sie hier, wie schwarz sie sind,
Viel schwärzer als das Mohrenkind!
Der Mohr voraus im Sonnenschein,
Die Tintenbuben hinterdrein;
Und hätten sie nicht so gelacht,
Hätt’ Niklas sie nicht schwarz gemacht.

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