Asynchron in Südostasien

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen an einem wunderbaren Strand in einem wunderbaren Land (das der Thais) in einem wunderbaren Ort (Hua Hin) im Garten eines wunderbaren Hotel aus den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts. Sie hören die Brandung, schauen auf dezente Tischbeleuchtung und elegant gekleidete andere Gäste.

Sie spüren Hunger und die Mücken um Ihre Beinchen, das aufmerksame Personal im Livree reicht Ihnen ein Mückenspray (mosquitos, Sir!) und die Speisekarte (the menu, Sir!). Das Spray fühlt sich im Halbdunkel normal an, wie sich Sprays eben anfühlen, die Speisekarte erinnert Sie an Ihr Tablet auf dem Hotelzimmer.

So ist es auch. Im ω Centara Grand in Hua Hin gibt es die Speisekarte nur in der Variante „digital“, wie ein iPad (korrekte, auch von Deutschlehrern ohne Digitalkenntnisse zugelassene Schreibweise, die Eigenschreibweise). Mehr noch, der freundliche Waiter (nun, der im Centara Grand wartete nicht neben den Gästen) sagt zwar, dass er gerne helfe bei der Bestellung, der Gast könne es aber auch allein: „Press button, meal will come soon, wine too!“

Und dann stehen Sie sitzen Sie da mit verstochenen Beinchen. Und scrollen sich durch das Menü. Es funktioniert. Sie sehen alle Gerichte, die sind auch sinnvoll geordnet, und auch wenn Sie sich irgendwann an einem spanischen Strand geschworen haben, nie wieder in Restaurants zu essen, die Bildchen neben den den Preisen zeigen, so finden Sie hier Aufklärung.

Wobei eines sich doch merkwürdig liest …

Crispy Lemon
Grass Chicken
Drum Sticks

Ich übersetze mal: knusprige Zitrone // Hähnchen mit Gras // Schlagzeugstöcke. Guten Appetit, enjoy your meal! Der gegrillte Australier in der nächsten Abteilung war übrigens sehr schmackhaft …

Nun, am Ende bleibt nur eine Irritation. Sie sitzen in einem Hotel, das den Charme der letzten Zwanziger perfekt ausstrahlt (das ist ein regelrechter Tipp für einen Aufenthalt im Süden Thailands) – und per Speisekarte bricht in diese Idylle ein Anachronismus.

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