Gebabbelt

Regelmäßige Leser dieses kleinen, feinen, unterhaltsamen Tagebuchs wissen, dass mich fast nicht so sehr aufregt wie die falschen Abgänge zur wörtlichen Rede in Romanen. Fachkräfte des Deutschen nennen sie Inquits. In ihrer allerfeinsten Erscheinungsform tun Inquits nichts anderes als klarzumachen, wer da gesprochen hat. Ich beispiele mal: Ich freue mich, dass Sie mich heute wieder begleiten, sagte der Galan zur Angebeteten.

Hier sehen Sie nicht nur, wer gesprochen hat, sondern auch, an wen sich die wörtliche Rede richtet. Das ist alles gut und normal. Daran ist nichts auszusetzen. Und um es besonders klar zu machen: In Rot haben Sie die wörtliche Rede gelesen, in diesem schmutzigen Grün das Inquit. Wenn Sie auf der nächsten Party noch ein paar Bildungspunkte machen wollen, werfen Sie einfach ein, dass inquit natürlich lateinisch ist und nichts anderes meint als er / sie / es sagt.

Das war die Vorrede und nun kommen wir zum Hauptpunkt. Nämlich den miesen Inquits, von denen es Massen gibt. Miese Inquits zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehr wollen als anzugeben, wer gesprochen hat. Auf meiner anderen Seite, der beruflichen, habe ich den Inquits ein eigenes Kapitel gewidmet – mit zahllosen Beispielen und guten Begründungen für die Schurkenhaftigkeit dieser Konstruktion. Ich sehe schon, Sie können es gar nicht abwarten. Dann klicken Sie einfach ω auf diesen kleinen Knupf.

Dass ich mich heute wieder über ein Inquit auslasse, hat einen besonderen Grund. Ich habe ein Inquit gefunden, das wunderbar schräg ist. Es wäre eine Schande, diese Munterkeit einfach in den Orkus des Internet wegschweben zu lassen.

Um was geht es? Mein HSV hat einen neuen Trainer, Herrn Thioune. Sky Sport fragt zu Herrn Thioune einen ehemaligen Nationalspieler, Markus Babbel, und Markus Babbel antwortet. Babbel sagt …

Erstmal war das ziemlich überraschend, weil man Daniel Thioune gar nicht auf dem Zettel hatte …

Ja, Herr Babbel, das überrascht, wenn man jemanden nicht auf dem Zettel hat. Und liebe Sky-Sport-Leute: Erst mal schreibt man auseinander …

Aber dann kommt es. Babbel sagt etwas in die Mikrofone, und Sky Sport muss es kommentieren. Aber wie Sky Sport das kommentiert … einfach einmalig:

… zeigt sich Markus Babel überrascht.

Gut, hier fehlt erstens ein B und zweitens, ja, Sie haben es richtig erkannt, reden wir hier über das Inquit. Wir sehen den ganz seltenen Fall eines Inquit, das auch noch mit den Wörtern aus dem Zitat hantiert. Wir haben das Inquit einer ganz besonderen Art: das zutiefst selbstreferenzielle …

Dass ich das noch erleben durfte. Ich bin wirklich dankbar

 

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