Zum Teufel!

Und ich sag noch immer zu den Autoren, die zu betreuen ich die Freude habe: Lassen Sie das mit diesen Demonstrativpronomen, wenn sie nicht wirklich notwendig sind. Diese(!) sind oft überflüssig wie ein Kropf, sie klingen verkrampft. Für mich klingen sie immer so, als mühwalte Autorin besonders, sich sehr gewählt akademisch auszudrücken. Meine Randbemerkung zu diesen Demonstrativpronomen, den oftmals falsch gebrauchten, lautet: ÜA. Das steht für Übersteigerter Ausdruck. Das Beispiel-Bildchen stammt aus einem meiner Lektorate.

Gehen wir also noch einmal in den Satz da oben, der hier beispielhaft stehen soll: Diese(!) sind oft überflüssig wie ein Kropf, sie klingen verkrampft. Lesen Sie ihn bitte noch einmal. Und dann lesen Sie meine Korrektur …

Die sind oft überflüssig wie ein Kropf, sie klingen verkrampft.

Spüren Sie den feinen Unterschied? Das eine übertourt. Das andere ist ein normaler Satz. Viele Ungeübte übertouren, sie schreiben auch welcher / welche / welches, wenn ein einfaches Relativpronomen vollkommen ausreicht.

DIESE(!) sind oft überflüssig wie ein Kropf, sie klingen verkrampft, WELCHES in den Ohren des Lesers nicht gut ankommt.

Oh mein Gott!

Nun gut, ich gebe zu: Mein leichter (ja: gespielter) Furor zu Beginn dieses Freitagstextes hat nichts zu tun mit dem Beispiel, das ich Ihnen zeige. Das (ja, das ist doch klar: das Beispiel) ist eher lustig.

Und wenn Sie hier auf diesem Satz bestünden

… Furor zu Beginn dieses Freitagstextes hat nichts zu tun mit dem Beispiel, das ich Ihnen zeige. Dieses Beispiel ist eher lustig

sagte ich: Ich will ja nicht das Demonstrativpronomen abschaffen. Ich will nur klare Sätze. Hier darf ich rufen: Zum Teufel mit der Übertourung!

Und ich will, dass sie sich am Freitag etwas amüsieren an diesem Text. Ich finde den verpatzten Übergang wirklich unterhaltsam. Was ist da gut besucht?

Ich hoffe, Sie am Wochenende. Genießen Sie die gute Zeit, diesen Anflug von (hust, hust, hust …) Sommer. Am Montag werde ich wieder etwas ernster. Und wie immer in diesen Zeiten am Ende ein paar Homonyme.

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In eigener Sache
Die tägliche Gabe an Homonymen ziehe ich natürlich weiter durch. Jeden Tag zehn, am Freitag vielleicht mal fünfzehn. Ich glaube, dass ich genug Homonyme auf der Halde liegen habe, um das bis zum Ende dieses Tagebuchs, am 29. Juli 2021, betrieben zu können.

__________ 15 FREITAGS-FRISCHE HOMONYME __________

  1. Kelle (großer Schöpflöffel – so schön, ein Wörtchen mit 2 Ö, eines folgt noch) vs. Kelle  (klatscht Mörtel an die Mauer). Mit Dank an Klaus H.
  2. Trachten (trägt der Bayer auch alltags mit Stolz) vs. trachten (sich nach etwas verzehren, nach Tracht zum Beispiel)
  3. Klinge (schärft den Wikinger im Kampf) vs. klinge! (Imperativ, auf dass es schalle und laute). Mit Dank an Klaus H.
  4. vergeben (Halleluja, wir beichten und der Herr verzeiht uns bis zum Jüngsten Gericht) vs. vergeben (den Elfer) vs. vergeben (etwas hergeben) vs. vergeben (sein; Finger weg, das ist meine Verlobte!). Wird einer Prüfung in Göttingen nicht standhalten
  5. Schauer (frisch aus dem Regen) vs. Schauer (jemand, der genau alles betrachtet) vs. Schauer (jagt über den Rücken)
  6. Lauf (morgens um 5:45 raus und erst mal in den Wald) vs. Lauf (der Weg des Bachs) vs. lauf! (wenn einen nichts mehr aufhält). Mit Hilfe von Klaus H.
  7. Leere (da ist nichts, gar nichts) vs. Lehre (da kommt viel vom Professor). Wird Göttingen wohl sehr kritisch prüfen.
  8. Rang (im Theater weiter oben) vs. Rang (klebt als Epaulette am General) vs. rang (der Ringer tat das). Mit Dank an Jens M.
  9. Anrichte (Möbelstück, auf dem bei Herrschaften die Bediensteten die Speisen anrichteten) vs. anrichte! (die Herrschaft ans Personal, in völliger Verkennung der Grammatik)
  10. Leiste (eine Gegend selben Namens am Körper) vs. Leiste (Bauteil aus dem Obi-Markt) vs. leiste! (Aufforderung, endlich den Hummer HummVieh 2 zu kaufen). Mit Hilfe von Klaus H.
  11. Gespielen (die „Damen und Herren Lustvoll“) vs. geh spielen! (die Eltern zum iphonetragenden, iphoneträgen Nachwuchs)
  12. Mäuse (Tierchen, oft possierlich und eben nicht: poussierlich) vs. Mäuse (sagen Wohlhabende zum Geld). Mit Dank an Klaus H.
  13. erledigt (sein von all der Arbeit) vs. erledigt (haben – eine Arbeit, im speziellen aber auch einen Mordauftrag)
  14. Orange (Frucht in orangener Farbe) vs. orange (Farbe der Orange und der Holländer im Fußball) vs. Orange (mittelalterliche Stadt im Süden Frankreichs). Mit Hilfe von Klaus H.
  15. Kanone (knallt) vs. Kanone (Fachmann auf seinem Gebiet) vs. kann ohne (nicht mehr sein; der Scherz zum fröhlichen Wochenende)

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Homonyme auf deutschmeisterei.de – Der Stand der Dinge

Ich habe die Homonyme abgekoppelt von den täglichen Geschichten. Ich werde nur noch 10 Homonyme pro Tag neu erscheinen lassen. Stand heute: 772. Das Haupt-Homonyme-Geschehen finden Sie auf einer eigenen Seite mit der URL https://www.deutschmeisterei.de/homonym_total/ oder auch ω Homonyme_total.

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