Von Komma und Verb und „wie“ und „als“

Heute machen wir es mal wieder ganz klassisch. Heute geht es um einen auffällig vagabundierenden Fehler. Und ich hoffe, dass ich Ihnen diesen Fehler so nahe bringe, dass Sie sich angewidert abwenden und ihn nie wieder machen – wenn Sie ihn überhaupt jemals gemacht haben. Ich weiß, dass meine Leser perfekt sind. Ich weiß, dass es wenige Menschen gibt, die ähnlich perfekt sind – vor allem wenn es um die Abgründe der Kommasetzung geht. Eigentlich sollte der Honig, den ich Ihnen soeben in den Bart geschmiert habe, langsam heraustropfen.

Wir schauen auf eine Werbung, wie sie jedem ins Haus flattern kann. Ein Möbelhaus macht aufmerksam auf irgendein Sofa, auf dem ein netter junger Mann prachtvoll drapiert ist. Segmüller, so heißt das Möbelhaus, schreibt dazu …

Nichts entspannt so sehr, wie eine Einrichtung zum Segmüller Tiefpreis.

Gut, es gibt Menschen – zu denen zähle ich –, die beispielsweise einen schottischen Whisky am Abend für entspannter halten als einen Rundgang durch Segmüllers Revier, vor allem, wenn dazu ein Fußballspiel der EM-Klasse läuft.

Und es gibt auch Menschen, die sich über das fehlende Bindeglied zwischen Segmüller und Tiefpreis aufregen. Das tue ich nicht. Einige Unternehmen mögen es nicht, wenn man ihren Namen mit irgendetwas koppelt. Wenn Sie beispielsweise BMW-Cabrio schrieben, wird Ihnen und Ihrer Mischpoke stantepede die Dauermitgliedschaft im FC Bayern entzogen – abgesehen von der Enthauptung und der gerichtlichen Verfolgung. Da kann man schlecht gegenreden.

Mir geht es auch um dieses Komma. Dieses Komma ist falsch.

Dieser Satz, auch wenn er länger ist, hat die gleiche, ja: dieselbe grammatische Struktur wie dieser …

Keiner schimpft so gern wie Robert.

Eine simple Aussage, ein simpler Vergleich, sonst gar nichts. Etwas anderes wäre es, wenn wir den Satz mit Robert aufbohren und quasi Robert noch etwas … ich nenne es mal … verbalisieren, ihm also ein Verb zugesellen, damit Robert nicht so einsam ist.

Keiner schimpft so gern, wie Robert es immer tut, wenn der FC Grünewiese Bock&Bär mal wieder einen Elfmeter verbockt.

Dann lesen wir eine Ergänzung, dann haben wir einen ganzen Satz, der vom wie abhängig ist. Dann steht das Komma richtig.

Der Duden macht es drastischer. Ich kopiere die Bibel: Mit Komma: Unser Lehrer ist genauso doof, wie wir es sind. – Ohne Komma: Unser Lehrer ist genauso doof wie wir.

Und natürlich kann es der Duden auch viel – in Anführungszeichen – amtlicher erklären, (KOMMA) als ich es kann (oder: … erklären (KEIN KOMMA) als ich: Ob man vor vergleichendem wie bzw. als ein Komma setzt oder nicht, hängt davon ab, ob wie bzw. als einen Nebensatz einleitet oder nicht. Den Nebensatz erkennt man daran, dass er ein Prädikat aufweist.

Wunderbar gesagt. Und wieder was fürs Leben gelernt, nicht wahr?

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In eigener Sache
Die tägliche Gabe an Homonymen ziehe ich weiter durch. Jeden Tag zehn. Ich glaube, dass ich genug Homonyme auf der Halde liegen habe, um die 16 Beiträge bis zum Ende dieses Tagebuchs am 29. Juli 2021 ausstatten zu können – oder auch nicht, wird sich zeigen.

__________ 10 TAGESFRISCHE HOMONYME __________

  1. beschaffen (etwas besorgen, klingt nicht immer hasenrein gesetzestreu) vs. beschaffen (jedes Ding ist irgendwie beschaffen; man prüft, wie etwas beschaffen ist)
  2. anstimmen (ein Liedchen zum Besten geben) vs. an Stimmen (freut sich der Gewählte über die Menge und stimmt ein Liedchen an). Mit Dank an Klaus H.
  3. Dienst (ist eben Dienst und Schnaps, so hört man, sei Schnaps) vs. dienst (das tust du, wenn du in Dienst bei der Bundeswehr bist)
  4. Fette (Öle) vs. Fette (Bezeichnung für eine Frau mit BMI 40 plus) vs. Pfette (waagerechter Träger in der Dachkonstruktion). Mit Unterstützung von Klaus H.
  5. Exkurs (ein kleine Ausflug in die Wissenschaft) vs. Ex’ Kurs (der Geschiedene auf neuen Wegen)
  6. hermachen (acht Tage ohne Leberkäs. Und dann? Man nimmt sich des Leberkäses bestialisch an) vs. hermachen (der Leberkäs-Bursch steht gut an; er macht was her, finden die Madeln unterm Maibaum)
  7. Rute (geht übers Wasser beim Angeln) vs. Rute (hat der Fuchs hinten) vs. Rute (altes Längenmaß) vs. Route (quer durch Alaska und zurück!). Mit Hilfe von Klaus H.
  8. Auszug (das, was Moses mit seinem Volk aus Ägypten macht, rein alt und testamentarisch) vs. Auszug (der Dramatiker las nur einen Teil seines monumentalen Werks über die Ägypter nach dem Exodus der Juden) vs. Auszug (Lade in einer Kommode)
  9. Untiefe (eine Pfütze, sagt der Laie) vs. Untiefe (tiefstes Tiefengewässer, sagt der Seemann)
  10. Westen (Himmelsrichtung) vs. Westen (Kleidungsstücke)

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Homonyme auf deutschmeisterei.de – Der Stand der Dinge
Ich habe die Homonyme abgekoppelt von den täglichen Geschichten. Ich werde nur noch 10 Homonyme pro Tag neu erscheinen lassen. Stand heute: 852. Das Haupt-Homonyme-Geschehen finden Sie auf einer eigenen Seite mit der URL https://www.deutschmeisterei.de/homonym_total/ oder auch ω Homonyme_total.

 

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.