Da macht doch die Vorfreude auf etwas Leckeres richtig Spaß. Jeden Donnerstag, nicht wahr? Da gibt es den My Way-Crusty in der Nähe von Bielefeld, beim Bäcker Welpinghus, an der Woerdender Straße in 33803 Steinhagen. Was ist der Crusty? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Irgendetwas mit Nuss, wenn ich dem Bildlein oben rechts trauen darf. Und natürlich ist der Crusty ein Brot, also sollte der Crusty eigentlich das Crusty* heißen.
Ich habe am vergangenen Donnerstag, als dieses Bild entstand, die Bedienung gefragt, wie man das denn ausspreche. Sie wusste es nicht. Sie ging in den Laden und fragte die Chefin. Ergebnis: KRASSTY, nicht KRUSSTY. Immerhin wissen wir das jetzt.
Und warum heißt das Crusty dann My Way-Crusty, mit Bindestrich? I did it my way … das Frank-Sinatra-Brot? Und warum, wenn man denn schon so einen blöden Namen erfindet, gibt es dann diese Koppelung, die niemand versteht.
Crusty heißt, in Verbindung mit Brötchen, knusprig – crusty heißt auch mürrisch, bärbeißig, verkrustet, barsch. Hilft das weiter? Nein. Mein Weg-Knuspriges. Oh, weh … Das Knusprige nach meinem Geschmack – so wie ich es mag – nach meinen Vorstellungen. Wir nähern uns der Semmel, wie die Bayern sagen würden.
Dass dieses Brot dann auch noch von einer Institution mitgetragen wird, die sich Natur pur nennt … von einer Unterabteilung Food IT, wobei das Food IT wirklich gelesen werden muss wie FOOD IT (Informationstechnologie) und nicht wie it (es).
Wir haben also ein Bröt-chen mit einem englischen Namen, vertrieben von einem Bäcker, den es schon zu Zeiten gab, als französische Adlige den Kopf noch oben trugen (seit 1770, die Revolution war 1789), vertreten von einem Verband, der Adjektive als Adverbien ausgibt und sie schick nachstellt (Freude pur, Natur pur, Crusty pur) und vertreten von einer Organisation, die sich befasst mit IT im Food-Bereich. Und auf der Internetseite des Bäckers steht dann dieser Satz: Natürlich müssen Sie nicht im Jahr 1770 stecken bleiben: Unsere Backwaren, Belegte Brötchen, Getränke und Kaffeespezialitäten bieten wir Ihnen zeitgemäß natürlich auch zum Mitnehmen an: Wo sonst gibt es schon „tradition to go“!?
tradition to go – kann ein Gegensatzpaar deutlicher sein? Bei so viel Schiefem kann es nicht schmecken.
Weit gefehlt! Ich habe mir eine Scheibe vom KRUSSTY belegen lassen mit Caprese, also mit Mozzarella, Tomaten und Basilikum – und siehe da, es schmeckte gut.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
* Warum das Crusty, mit neutralem Geschlecht? Dazu die Faustregel: Deutscht man Fremdwörter ein, gibt man ihnen im Notfall jenes Geschlecht, das das Wort im Deutschen hätte – das Brot, das Crusty. Das tut man dann, wenn man das Geschlecht des Worts in seiner Ursprungssprache nicht kennt. Haben englische Wörter ein Geschlecht? the bread – the door – the wall – the nonsense … Fehlanzeige. In Fremdsprachen mit Geschlecht (le voiture, la illusion; la piazza, la donne) richtet man sich nach dem Geschlecht der Fremdsprache – in der Regel. Darum sagen wir, wir standen auf der Piazza Novona.