Wie etwas auf den Hund kommt

Nutzer moderner Kommunikationsmittel erkennen die Quelle dieses Bild sofort: Es ist die Applikation (kurz: App) des Nachrichtensenders n-tv für mein iPhone. Und da man Bilder direkt vom Bildschirm des iPhone mit zwei Fingern machen kann, zögerte ich nicht, diesen wunderschönen Fehler im Fingerumdrehen(!) – Achtung: Wortwitz! – sozusagen digital(!)* festzuhalten.

Aber schauen wir uns doch zunächst einmal, an was es mit dem feinen Verb verhunzen auf sich hat. Ich darf den Duden zitieren: ver|hun|zen <schwaches Verb; hat> [zu mundartlich hunzen = wie einen Hund ausschimpfen oder behandeln, hunzen] (umgangssprachlich abwertend): [durch unsorgfältigen, unsachgemŠäßen Umgang mit etwas] verunstalten, verderben. Danke, Duden! Ehrlich gesagt, mir wäre diese etymologische Deutung nie eingefallen. Um sicher zu gehen, werfe ich einen Blick in das Herkunftswörterbuch aus demselben Haus. Dort verweist verhunzen auf hunzenveraltet, fŸür „wie einen Hund ausschimpfen oder behandeln, schinden, plagen“, auch „verderben“, dafüŸr heute verhunzen: Das Verb ist erst in neuhochdeutscher Zeit von Hund abgeleitet. Danke, Herkunftswörterbuch! Und Wahrigs Deutsches Wörterbuch sagt das Gleiche**.

Hätten wir also geklärt, woher verhunzen kommt. Umso netter der Blick wieder auf das iPhone-Bild. Dort schreibt man verhunzen mit S. … verhunster Jesus… Als Christ sage ich dazu, dass der Chef vom Dienst vielleicht ein Auge hätte werfen müssen auf seinen Nachrichtenredakteur. Denn so wie ich diese Meldung kenne, geht es ja nicht um einen verhunzten Religionsgründer, sondern lediglich um dessen Abbild auf einem Gemälde, das wiederum sehr unsachgemäß von einer Dame restauriert wurde; die konnte das wohl überhaupt nicht – das Verb verhunzen ist also hier richtig eingesetzt.

Nachtrag, Dienstag, 28. August, morgens  Das iPhone-Bildchen oben habe ich am Sonntagabend um 22:25 Uhr aufgenommen. Danach sind auch die Menschen bei n-tv aufgewacht, die einen Duden auf ihrem Schreibtisch stehen haben. Am Dienstagmorgen jedenfalls finde ich auf der Weltnetz-Seite von n-tv eine Korrektur der Verhunzung, siehe das andere digitale Bildchen.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Wenn wir heute etwas digital nennen – und was, bitteschön, ist heute nicht digital? – wissen viele nicht, woher das Wort kommt. Digitus,i ist im Lateinischen der Finger. Ich darf noch einmal das Herkunftswörterbuch des Duden zitieren: Das Adjektiv wurde im Deutschen zunäŠchst im medizinischen Bereich im Sinne von „mithilfe des Fingers“ verwendet. In dieser Bedeutung handelt es sich um eine Entlehnung aus lateinisch „digitalis“, einer adjektivischen Ableitung des Substantivs „digitus“, Finger. Sehr viel gršößere Verbreitung in der deutschen Sprache fand das Adjektiv „digital“ aber in einer anderen Bedeutung: In der Technik und in der Datenverarbeitung steht es fŸür „zahlenmŠäßig“, „ziffernmŠäßig“; „in Stufen erfolgend“ und ist in der 2. HäŠlfte des 20. Jahrhunderts aus englisch „digital“  üŸbernommen worden. Dies ist eine Ableitung des Substantivs „digit“ in seiner Bedeutung „Ziffer“.
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Auf die Gefahr hin, es falsch zu machen: Ich schreibe das Gleiche hier absichtlich groß, da es sich in diesem Fall nietennagelfest um ein Substantiv handelt. Wer oder was sagt Wahrigs Deutsches Wörterbuch?  das Gleiche. Herrschaftszeiten, wenn das kein Substantiv ist …

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