Trotz(t) Fink?

Nun bin ich emotional selbst involviert. Was Sie dort sehen, ist die Überschrift der Weltnetz-Seite n-tv.de von gestern. Herr Fink, um den es geht, ist der Trainer meines HSV*, und meinem HSV geht es derzeit schlecht. Er steht nach drei Spieltagen am Ende der Tabelle, wird dort nur untertroffen(!) vom Wiese-geschädigten Verein aus Hoffenheim. Diesen Seitenhieb konnte ich nicht lassen: Kein HSVer mag Herrn Wiese, Ex-Torwart der Werder Bremsen, nun in den Diensten von Hoffenheim. Und dort hat er zum Schaden seines Vereins oft in seinen Namen (brüllender Wortwitz, oder?) gegriffen.

Der HSV spielt am Wochenende gegen den Meister aus Dortmund, und nun will Herr Fink den Meister ärgern. Hoffentlich!

Genug des Fußballs. Die Dachzeile (das ist das Ding über den Hauptzeile) lautet: Trotz Hamburger Fehlstart. Haben wir nicht gelernt, dass die Präposition trotz mit dem Genitiv stehen muss? Haben wir. Besser also wäre es zu sagen: Trotz Hamburger Fehlstarts, mit dem feinen Genitiv-S am Ende. Einerseits.

Andererseits lernen wir aus dem Duden, dass trotz ursprünglich mit dem Dativ gebildet wurde. Davon zeugen Ausdrücke wie trotz alledemtrotzdem und trotz allem, alle drei mit den hier gefetteten Insignien des Dativs belegt. Die Bildung mit dem bildungsbürgerlichen Genitiv ist erst später entstanden. Und: Der Dativ schmiegt sich an das trotz vor allem dann, wenn kein Artikelwort im Ausdruck vorkommt, also kein der/die/das, kein einer/eine/eines.

Probieren wir das mal durch: Trotz dem Hamburger Fehlstart führt ein Artikelwort und macht mit unserem Sprachgefühl das, was Ohrenbeißer mit den Ohren tun – trotz einem Hamburger Fehlstart steht da in nichts nach. Das geht gar nicht.

Nehmen wir also eine Regel in die Faust: Wenn sich ein Artikel, ein bestimmter oder ein unbestimmter, um das trotz rankt, bitte unbedingt den Genitiv. Alles andere ist verhaltensauffällig. Herrn Fink (in diesem Fall ein Akkusativ) wird das wenig stören.
________________________________
Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
* 
Da wir hier so fein den Genitiv abhandeln – muss es nicht heißen: … meines HSVs ..? Eigentlich ja. Zerlegen Sie einmal bitte das Kürzel HSV in seine Bestandteile … meines Hamburger Sportvereins …, Genitiv-S, wenn Sie es ausschreiben. Hier lasse ich mal die Gelehrten paradieren, die sich streiten: Streng genommen sollte es demnach … des HSVs … heißen, aber, beispielsweise, LKW auch als Plural von LKW (ausgeschrieben: Lastkraftwagen, im Plural). Andererseits darf man annehmen, dass hinter dem Kürzel HSV nicht unbedingt immer der ausgeschriebene Sportverein assoziiert wird – dann stünde HSV als eigener unbeugbarer (klar ist der HSV unbeugbar!) Begriff da, zwar gedanklich irgendwie gebeugt, aber aus optischen und ästhetischen Gründen in seiner Erscheinungsform immer ohne das angeklemmte kleine S.

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.