Eigentlich sollte man derlei Hinweisschilder unkommentiert stehen lassen. Eigentlich sollte man auf die Kartbahn gehen und, im Hungerfalle, auf keinen Fall die griechische Nationalspeise bei der alten Dame einnehmen, schon aus Rache für den Augenschmerz, den Oma`s Gyros auslöst.
Durchatmen und weiter im Text. Wir schauen genauer hin. Und wir wiederholen, dass das Schild nicht falsch ist. Sie, besorgter Lehrer, Sie, mit dem jetzt hochroten Kopf, der Sie da mit einen gleichfarbigen Stift auf Ihren Fahrrad heimlich unterwegs sind und das S direkt an das A klemmen wollen – stopp! Lassen Sie ab, lassen Sie ab – und lesen Sie Punkt (4) zuerst. Schimpfen Sie dann in ihrem Deutsch-für-gute-Deutsche-Seminar über den allgemeinen Kulturverfall, den man am besten abliest am Deppen-Apostroph, wenn nicht gar am Kiezdeutsch. Und dann ab in die Männer-Gruppe! Heul doch!
Die Denker der Rechtschreibreform haben derlei optische Bosheiten freigegeben, und zwar mit einer guten Begründung: Warum, bitteschön, soll das Sprachwerk Firmen vorschreiben, wie sie sich zu nennen haben? Wenn es um Eigennamen – apropos Eigennamen, von Oma zu Uma ist es nicht weit – geht, sind die Rechtschreibregeln außen vor. Wer wollte der Seniorin oder ihren Enkeln verbieten, die Grill-Öl-Bude Ommmas Giros zu nennen oder Der Oma ihr Gyros (Ich kenne ein paar Menschen in meinem engen Umfeld, die diesen Genitiv nicht mal verhaltensauffällig fänden, Sie Fränkinnen!) oder Die Giyros-Ohma.
Ich finde drei Begründungen dafür, dass es nett sein kann, sich dieses Schildchen anzusehen:
In Wirklichkeit (1) gehört der Laden Omar aus dem türkischen Efes (Ephesus zu Deutsch, einer der Trampfelpfad-Stationen des abendländischen Kultur-Tourismus, heute: Steinhaufen und Name eines leckeren türkischen Bieres). Omar nimmt sich als Türke im Bielefelder Umland der Griechen an, Sie wissen schon, gebeuteltes Volk und so. Eine Multikulti-Marktlücke. Omar hat dann das Schild gepinselt, nach Gehör – nach seinem Gehör. Schwamm drüber! Omar soll das beste Gyros nördlich des Peloponnes‘ anbieten. Er plant jetzt eine Line Extension dieses Konzepts: Oma`s Suschi – Oma`s Pitza – Oma`s Smöhrebröhd. Die Banken stehen Schlange. Sie wittern gebündeltes Bares, auf leichtem Weg nach Singapur transferierbar.
In Wirklichkeit (2) steht neben der Kartbahn kein Gyros-Schuppen, sondern ein Schuppen für den Giro, Giro d’Italia und so, Radrennen. Das liegt nahe, denn das Wort giro für Radrundrennen kommt zwar aus dem Italienischen, geht aber auf das griechische gyros(!) für rund zurück (das stimmt wirklich!). Dieser Schuppen wird von einem gewissen Herrn Obama in der Steueroase Ostwestfalen-Lippe betrieben, direkt an der legendären B 68, dem Vorbild für die Route 66. Herr Obama wollte seinen vollen Namen nicht preisgeben, der macht irgendwas in der amerikanischen Politik. Und so wurde aus Obamas Giro flugs Oma`s Gyros (sprich: dscheiro), wobei im Englischen dieses apostrophierte Gentiv-S fraglos richtig ist. Ein Herr Armstrong trainiert in Oma`s Gyros täglich und unter Ausschluss der Öffentlichkeit – denn die ist DEA-verseucht –, aber mit einem Herrn Ullrich, voller Demut und unbeobachtet fürs Alter ab 68, wenn endlich die ganzen Drogen aus dem Körper sind. Danach bricht er auf der neuen Route 68 eine Lance für sauberen Sport.
In Wirklichkeit (3) ist Oma`s Gyros ein gewaltiges Ablenkungsmanöver der Organisation für massenhaft albernste` Satzzeichen, kurz: Oma`s . Alle Welt, dachte sich deren Vorsitzende Daniela Katzenberger, schaut auf den Deppen-Apostroph. Und jeder übersieht, dass das Zeichen selbst falsch ist: Oma‚s Gyros mit dem Auslassungszeichen wäre richtig, nicht mit dem Akzent-Zeichen wie auf Crème. Dani’s Katze, nicht Dani`s Katze – Uschi’s Unken, nicht Uschi`s Unken.
Um des gütigen (Fas‚t-)Abschluß‚es willen: ein mehrfache`s Gottsackra´s!
(4) Blicken wir jetzt genauer in das Regelwerk. Dudens Richtiges und gutes Deutsch schreibt: Kein Apostroph steht in der Regel vor dem Genitiv-s von Namen, auch nicht, wenn sie abgekürzt werden: Ingeborg Bachmanns (nicht: Bachmann’s) Lyrik, I. B.s Lyrik, Brechts Dramen, Bismarcks Politik, Hamburgs Hafen, Shelleys Briefe, Angela Merkels Europapolitik usw. Gelegentlich wird in solchen Fällen ein Apostroph gesetzt, um die Grundform eines Namens zu verdeutlichen: Andrea’s Boutique (zur Unterscheidung vom männlichen Vornamen Andreas), Carlo’s Taverne usw. Im Prinzip ist das also die Freigabe für jede Nennung, denn Heidelinde oder Heidi Lind könnten immer betonen, dass sie sich abheben wollen mit ihrem Nagelstudio. Sei’s drum. Nun kommen wir zur Bielefelder Oma vom Gyros-Grill. Seit wann ist denn, bitteschön, Oma ein Eigenname? Oma ist ein Abkürzung für GrOßmama, sonst nichts, ein Kurzwort. Oma Bielefeld hat keine Chance, sich hier rauszureden – es sei denn, sie pocht auf ihr Recht, sich zu nennen, wie sie will. Das kann sie tun. Ich behaupte dennoch: Oma’s Gyros ist falsch, selbst mit korrektem Apostroph. Nur Omas Gyros ist richtig.
Da schon lieber Der Oma ihr Gyros, oder, Sie Fränkin?