Who the fuck is …?

Kennen Sie noch dieses hinterhältig-weibliche Wer ist eigentlich Paul? Paul, für alle Männer und andere unter diätmachenden Damen Leidenden, war Mitglied einer Kampagne der Vermeintlich-nicht-fett-Marke Du Darfst! von Unilever. Paul war der Inbegriff des Mannes, auf den Frauen pfiffen, die endlich mal Voll-Spaghetti an Vollwurst an Schokolade an Vollfetthaxe mampfen wollten. Die Muster-Frau mit dem kleinen, feinen Polster hüftseitig signalisiert: Mir egal, was Paul sagt, ich schlemme mein Müsli. Ich genieße den Trockenkeks. Ich beiße herzhaft in die Magerwurst. Ich zuzzele gerne Watte aus, die einer in 0,1-Fett-Milch getränkt hat. Her mit diesen Frauen, und: Nette Idee, das mit Paul.

Paul war eine Ikone der Werbewelt von Ich will so bleiben wie ich bin. Du darfst! beschreibt diese Kampagne so: Selbstbewusst starten Frauen ins neue Jahrtausend. Die „Wer ist eigentlich Paul?“- Werbekampagne wird zum vollen Erfolg. Fremdbestimmung durch männliche oder gesellschaftliche Rollenerwartung sind endgültig passé. Kalorienzählen war gestern. 

Heute sagt Du darfst!: Schluss mit lästigen und frustrierenden Diäten – genieße dein Leben, genieße dein Essen … (auch Jahre, nachdem die Muster-Du-Darfst!-Frau Paul längst vergessen hat, der sich zwischenzeitlich in Reha bei den Weight Watchers befindet).

Der Spruch dazu ist indes drastischer: Fuck the Diet! ist das neue Motto von Unilever, von Montag an auch wohl im Fernsehen zu besichtigen. Wer schon mal vorab hineinschauen will, tue es hier. Ob das nun gut ist oder schlecht, ob das anständig ist oder nicht, ob das nur eine Provokation ist oder nicht, ob junge Mütter (die mit den kleinen Polstern hüftseitig!) beim Frühstück dem Sechsjährigen erklären müssen, was das heißt, und der Pubertierenden erläutern wollen, warum die so nicht reden darf, aber das Wort auf den Tisch liegt in Grün und Rot … Das zu werten, ist nicht Sache von deutschmeisterei.de. Wenngleich es mir, ehrlich gesagt, schwer fällt, die Chose zu goutieren. Also …

… fuck the Campaign!

Stimmt das? Stimmt Fuck the Campaign!? Ich habe keine Ahnung, ob campaign Kampagne heißt. Ich habe es auch nicht überprüft, ich will es auch nicht überprüfen.

Aber ich habe mal überprüft, ob diet tatsächlich Diät heißt. Und das, was Sie links sehen, kam dabei heraus. There’s nothing wrong with my diet – meine Ernährung ist vollkommen in Ordnung – to put somebody on a diet/special diet – jemandem eine Schlankheitskur verordnen.

Aber eigentlich, eigentlich heißt diet nun mal Nahrung/Ernährung, special diet ist die Schlankheitskur. Da haben die Macher des Spruchs schon mal gepatzt.

Und dann gleich noch einmal: Seit wann, bitteschön, schreibt man im Englischen etwas groß, das nicht am Satzanfang steht oder ein Name ist? Noch mal hinschauen – da muss deutlich ein Buchstabe verschlankt werden …

Put the capital letter D and the whole campaign on a special diet!

Nachtrag, 10:30 Uhr: Du darfst meldet sich zu Wort und sagt dies: … wir haben eure zahlreichen Kommentare gelesen und bemerkt, dass unser neuer TV-Spot einige von euch irritiert und verärgert hat. Gerne möchten wir euch daher erklären, wieso wir uns bewusst für die Wortwahl „Fuck the Diet“ entschieden haben. Wir wissen, dass die Gedanken bei vielen Frauen häufig um Kalorien und Gewicht kreisen – richtig glücklich macht das nicht! Das kennt ihr doch sicherlich auch? Und deshalb möchte Du darfst sich gegen den Diätenwahn stark machen. Dafür haben wir bewusst diese etwas drastischere Wortwahl gewählt, um eine Diskussion rund um das Thema Diäten anzustoßen. Wir verstehen „Fuck the Diet“ als emotionalen Ausdruck einer Einstellung, von der wir glauben, dass sie von einer Menge Frauen insgeheim herbeigewünscht wird. Natürlich haben wir im Vorfeld mit ganz vielen Frauen jeden Alters über das Thema gesprochen und ihnen auch unseren Werbespot gezeigt – und viel Zustimmung erhalten. Das hat uns darin bestärkt, diesen mutigen Weg zu gehen und auch Kritik einzustecken. Zu jeder Diskussion gehören schließlich unterschiedliche Meinungen und das finden wir ok.

Nachtrag, 18:19 Uhr: Ebenfalls kritische Meinungen zu dem Spot auf horizont.net.

Nachtrag, 21. April, 10:52: Lesen Sie bitte hier ….

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.