Alles frisch, prima, aktuell

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Erst einmal freuen wir uns natürlich, wenn der Begleiter des Tages und manchmal der Nacht zufriedene Laute von sich gibt. Sitzt, passt, wackelt und hat Luft, sagt der Handwerker früher, bevor er sein Feierabendbier kippte; heute meldet der Computer am Ende eines Aktualisierungsvorgangs seinen Stand, Software-mäßig.

Nun würde es Sie langweilen, liebe Leser dieses feinen, kleinen Tagebuchs, wenn ich täglich Bildchen zum Innenleben eines meiner beiden Arbeitsgeräte abbilden würde. Dieses aber ist ein besonders – ein erfreuliches.  Ihre Software ist auf aktuellem Stand. Was für ein Satz! Ein Satz gegen die sprachlichen Gepflogenheiten! Ein Satz, der gelten lässt, das das Adjektiv aktuell nicht steigerbar ist. Es gibt – eventuell – aktuellere, die erste Steigerungsform. Mein Fahrplan der Busse zum Kap der Guten Hoffnung ist aktueller als Ihrer.

Aber es gibt nicht aktuellste, die zweite Steigerungsform, den Superlativ.

Warum nicht? Ist der aktuellste Computer nicht einfach aktueller als der aktuelle, der gestern noch der aktuellste war? Schmarrn! Pustekuchen!

Denn der nun übertrumpfte Computer ist nicht mehr der aktuelle. Aktuell bedeutet: gegenwärtig vorhanden, bedeutsam für die unmittelbare Gegenwart, gegenwartsbezogen, -nah, zeitnah, zeitgemäß. Allesamt Nebenbedeutungen, die ebenfalls nicht steigerbar sind im Superlativ. Die gegenwartsbezogendste Mode – die zeitgemäßeste Herangehensweise: Lassen Sie das!

Und so freut man sich am Morgen, dass der Computer einen mit einem korrekten Satz begrüßt. Ihr Software ist auf dem aktuellsten Stand bereitete mir nicht nur Zahnweh. Der Satz gäbe mir auch nicht das Gefühl, nun mit einer besseren Software zu arbeiten. Aktuell – das reicht!

Nachtrag , ganz allgemein: Eine Diskussion über Sprachentwicklungen, Sprachverfall und die Frage, ob die deutsche Sprache geschützt werden muss, finden Sie in der Mediathek des ZDF. Kontrahenten: der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch von der FU Berlin und Thomas Paulwitz, Chefredakteur der Deutschen Sprachwelt. Klicken Sie hier in die Mediathek.

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