Der leere Kuchen

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Lesen Sie mal diesen Satz aus einem Manuskript, einem der feinsten der letzten Monate. Der Herr Kommissar, ein lässiger, gequälter, verliebter, alkoholzusprechender, reizender Kerl in den französischen Alpen – Dienstsitz: Chambéry – betritt ein zweites Mal einen Raum. Den Raum eines Verdächtigen. Möglicherweise hat Pepe, ein zum Pennerhaften tendierender Spanier mit Hund, der Toten, einer Tata Charlotte, Kuchen gemopst. Es hat sich etwas verändert. Auf dem Kuchenblech. Das Kuchenblech mit den Resten des Apfelkuchens war leer.

Was für ein Satz! Klar ist es leer. Leer ist nichts, da ist nichts mehr dran und drauf. Leer ist leer. Punkt.

So etwas übersieht man als Autor. Man sieht die Szene und will sie beschreiben. Da, wo gestern noch Kuchen duftete, ist nun keiner mehr. Also schreibt man so etwas wie da oben, weil alles andere wichtiger ist.

Und nun kommt der Lektor. Der Lektor stutzt, der Lektor sieht das. Und der Lektor tut etwas, das er ungern tut: Nicht, dass er ungern einen Satz rettet. Aber er rettet ungern. indem er einen Satz komplizierter macht. Hier geht es nicht anders. Der Satz lautet danach so: … Kuchenblech, auf dem gestern noch die Rest des Apfelkuchens gelegen hatten, war leer.

Mistekiste!, wie mein Sohn mit acht gesagt hätte! Geht aber nicht anders.

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