Der dunkle Gerstensaft der echten Bierkönigin

Pfingstkirchweih ist ein großes Ereignis in Franken, genauer: einem Ortsteil von Nürnberg, und der Ortsverein muss natürlich das Erlebnis noch mal im Schaukasten, Dorfplatzmitte, festhalten.

Mich reizt so etwas zur Stilkritik. Weil hier im Alltag Sprache genutzt wird, und weil die Fehlerchen – die unerkannten, häufigen, standardisierten, üblichen, allgemeingültigen – nirgendwo so ungebrochen auffallen wie auf solchen Schriftstücken. Fangen wir also an.

(1) Warum setzt man Pfingstkirchweih 2011 in Anführungszeichen? Weil es ein Eigenname ist? Darf gerne und viel besser ohne stehen.

(2) Mit Viktoria I. kam …, steht da. Und wir fragen sofort: Wer kam denn da noch? Ich gebe zu, diese Konstruktion ist eine verflixte im Deutschen, dieses mies eingesetzte mit. Mit Ribéry kam endlich einer aufs Feld, der das Spiel öffnete. (Aha, wer denn?) – Mit Oma hatten wir jemanden, der alle sechs Strophen auf Russisch singen konnte. (Uhhh, Oma war nicht allein, sang Ivan Rebroff bei ihr?). Es ist schwierig, diesen Satz anders zu schreiben; Vorschlag: Viktoria I kam für Landwehr-Bräu als erste „echte“ Bierkönigin.

(3) Noch mal ein Wort in Anführungszeichen: eine „echte“ Bierkönigin. Anführungszeichen distanzieren immer, oder sie machen etwas lustig oder lächerlich. Oder der Schreiber sagt: Das Wort stimmt nicht so ganz, aber ich habe kein besseres gefunden. Ätsch! Also, ist Viktoria Eins keine richtige, im Sinne von Landwehr gewählt/geweiht/gekrönt/gekürt? Oder wie oder was? Wenn sie aber die eine ist, die Bierkönigon von Landwehr, dann gibt es keinen Anlass, an ihrer Echtheit zu zweifeln. Weg damit, mit den Tüddelchen!

(4) Der dunkle Gerstensaft. Jaja, der Autor hat sich da gesagt, es gehe eh um Bier, Königin, Fass, Bier; Bier überall. Denke ich an den Lehrer, der immer auf Sprachvielfalt im Ausdruck geachtet hat. Suche ich ein Synonym für Bier … ähhhh, Gerstensaft, ja, und wie ist der Gerstensaft? Schmackhaft, bekömmlich, lecker, süffig, besoffen machend … nein: dunkel! Und schon haben wir den Salat. Bier ist Bier. Es gibt nur einen passenden Ausdruck dafür: Bier.

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