Duden-Streifzüge, Folge VII: Anziehsachen

Wenn mir gerade danach ist – also: in loser Reihenfolge – schlage ich irgendeine Seite aus dem Duden (dem aktuellen, 25. Auflage) auf und suche spannende oder vergessene oder wenig gebrauchte oder einfach nur schöne Wort-Familien. Ich will Wörter lebendigpusten, sie ans Licht halten und ihren Reiz präsentieren. Und Sie, liebe Leser, ermutigen, sie zu verwenden.

Sobald wir Kinder am Esstisch das Wort Anziehsachen sagten, barschten Vater oder Mutter rituell zurück: Das Wort gibt es nicht, das heißt Kleidung!  Also, Kleidung statt Anziehsachen, ok ok! Nun fanden derlei Korrekturversuche in den 60ern statt, Jahre bevor es IKEA auch in Deutschland gab (Eching bei München, 1978). Daher konnten die IKEA-Texter auch nicht bei uns am Tisch sitzen, haben null Ahnung von Kleidung und dichten daher munter im neuen Katalog: Anziehsachen finden und Zeit fürs Frühstück haben. Oh, mein Gott!, wie konnten sie nur …

Gemach, gemach! Der Duden bezeichnet das Wort Anziehsachen heute als umgangssprachlich; er lässt es also zu. Und definiert es als Pluralwort für Kleidungsstücke; Wahrigs Deutsches Wörterbuch sagt einfach nur Bekleidung. Indes ist das Wort neu; die 23. Dudenausgabe von 2004 kennt es noch nicht. Recht hatten sie also, meine Eltern.

Aber lassen wir es dabei! Das Wort ist genehmigt …

Spannend wir es im Duden, wenn man sich in der aktuellen, der 25. Ausgabe, auf Seite 210 das Umfeld von Anziehen ansehen. Sehr anziehend sind die Konnotationen von anziehen:
* im Sinne von anspannen: eine Schraube anziehen.
* im magnetischen Sinne: Eisen wird angezogen.
* im erzieherischen Sinne: Die Eltern ziehen die Zügel an (siehe oben).
* im Börsianer-Sinne: Die Preise ziehen an.
* im Monopoly-Sinne: Man zieht mit seinem Stein an.

Und natürlich kann ein Mensch anziehend sein – er hat dann eine Anziehungskraft, die es auch bei der Erde gibt. Und natürlich in der Freizeit: Die Familie verbrachte ihre Zeit auf der Suche nach Anziehungspunkten.

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