Auf ex mit der Ex

Wie immer, liebe Leser und -innen dieses kleinen, feinen Tagebuchs: keine Namen! Oder um aus dem Paten zu zitieren: Wenn du einen Namen willst, muss ich dich töten! Der Autor bleibt uns erhalten. Und das soll er auch, denn er gibt mir Gelegenheit, auf ein sprachliches Phänomen zu weisen, das bisher von den Universitäten des Landes aufs Sträflichste vernachlässigt wurde: Der Übergang lateinischer Begriffe in unsere Alltagssprache.

Dudens lassen für den Begriff Ex unter anderem zu: Abkürzung für Extemporale. Im Beispielsatz, von mir gezimmert: Der Studiosus war von der Extemporale vollkommen aus der Bahn geworfen. Sie verstehen nichts? Extemporale ist eine außerhalb des Plans und ohne Ankündigung vom Magister geforderte Klassenarbeit nach dem Motto: Morgen, ihr Schnarchnasen, Hefte raus. Ihr habt vierzig Minuten, mir den Gebrauch des Gerundiums im frühmittelalterlichen Trier zu erklären – auf Latein natürlich.

Dann ist alles, was mit Ex beginnt, natürlich: aus, vorbei, war mal, passé, nitschewo, ist nicht mehr. Oder im Beispiel: Finger weg von meiner Ex! – Ihr Exmann grämte sich, seine Ex verlassen zu haben – Der Ex-Staatssekretär rannte seiner Ex-Bürovorsteherin immer noch nach.

Sein Bier trinkt man auf ex, wenn es kernig zugehen soll am Tresen der Sportsbar: Hey, auf ex! Auf den Sieg des HSV bei den Bayern!

Sie merken schon, alles nur Vorgeplänkel heute für den Höhepunkt. Denn ich höre Sie raunen: Und was ist mit dem Verb exen? Gibt es das nicht nur am Tresen, sondern auch feinsprachlich? Oder um das Beispiel aus dem Bildchen zu zitieren …

„Gut“, sag ich aufmunternd und exe mein Bier …

Gemach, Sie Ungeduldling! Das Verb exen gibt es feinsprachlich, auch dudenkonform als von der Schule, der UniversitŠät weisen, ausschließen. Im Beispiel aus dem Spiegel 1983: … habe ich festgestellt, dass meine Exmatrikulation ungesetzlich war. Die hatten bisher Hunderte von Studenten einfach so geext, ohne dass was passiert war (zitiert nach Dudens Wörterbuch).

Ehrlich gesagt, liebe LeserXXInnen, nie gehört.

Und nun kommt es ganz dicke, Sie müssen ungeheuer tapfer sein, die Nummer der psychologisch-therapeutischen Duden-Fürsorge für harte Fälle finden Sie auf duden.de, übrigens. Diese Bedeutung (von der Uni werfen, exmatrikulieren, kicken) ist die einzige, die der Duden zulässt. Das Verb exen in jenem Sinne wie im Beispiel aufgeworfen gibt es nicht, jedenfalls nicht dudenkonform.

Darauf einen Dujardin! Auf ex!

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