Gefunden im Supermarkt. Weil ich warten musste bei der Flaschenrückgabe, tat ich auch dort, was ich immer tue: ich las. Und las Hier Rücknahme von bepfandeten Einweg-Flaschen/-Dosen.
Da lachte mein Herz, und ich war sicher, dass das Wort bepfanden sich nicht im Duden befand(!).
Hatte Recht mit der Vermutung. Zwar wirft Duden-Online das Wort aus, was darauf hindeutet, dass die kommende Ausgabe das Wort aufführen wird; aber auch die Google-Suche spuckte nur sensationell wenige 2.560 (Be-)Pfand-Stellen aus. Beim Wort Pfand waren es 3.000.090 Funde.
Der Duden hat sich also bisher nicht um die Wort-Nöte der Abfall-Industrie gekümmert. Dabei ist die Bildung des Worts nachvollziehbar. Die Vorsilbe be- setzt der geübte Deutschsprechende ein, wenn er in einer Verbkonstruktion ein Nomen mit etwas versehen will.
Beispiele: Leumund – beleumunden : Antwort – beantworten : Urkunde – beurkunden : Deutung – bedeuten : Gutachten – begutachten : Beschluss – beschließen : Sinn – besinnen : Rat – beraten : Lachen – belachen : Steuern – besteuern. Nun nun auch Pfand*.
Heißen wir das Wort also willkommen. Und bedauern wir es zugleich. Denn ein Blick in meinen Brockhaus-Wahring, Deutsches Wörterbuch in sechs Bänden, das fettestes Werk in meinem Regal mit Wörterbüchern, kennt Verben mit be-, die so selten sind, dass man dort bepfanden gut als alten Bekannten hätte begrüßen können. Bepfanden, so scheint es, ist ein echter Bastard – oder ein Wort, das erst mit der Diskussion um das Flaschenpfand von der Flaschenpfandindustrie betrommelt wurde.
Brockhaus/Wahrig kommt mit so schrägen Wörtern wie bepfeffern* – bepechen – bepalmen – bepelzen – bepicken – beperlen – bepflöcken – bepfropfen – bepichen – bepfosten – bepfählen, allesamt in einer Spalte des Bands 1, Seite 606. Für die be-Theorie spricht, dass jeder sofort weiß, was mit diesen Verben gemeint ist, wenn man das Nomen kennt. Ich wusste auch nicht, dass bepichen und bepechen gleichbedeutend sind; mit beiden Verben zieht man Pech über etwas.
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Non scolae … Unterm Strich was fürs Leben
* Übrigens gibt es auch Beispiele, mit denen das nicht klappt: Wein – Dauer – Haupt haben zwar Verben mit der Vorsilbe be-, aber die haben dann mit dem Stamm-Nomen wenig zu tun – testen Sie mal!
* Bepfeffern bedeutet etwas mit Pfeffer zu versehen. Ich bepfeffere mein Steak. Gibt es deswegen auch besalzen? Pustekuchen. Noch ein Bastardwort. Sprachkorrekt kann ich mein Ei nicht besalzen.