Bella Italia!

Haben wir Deutschen* jemals … nein … konnten wir Deutschen jemals? Nein, konnten wir nicht. Wir hatten sie nie, die Leichtigkeit derer, die am Mittelmeer wohnen und noch, Mamma mia!, um 23:30 Uhr die bambini auf der piazza toben lassen.

Wir trinken auch nicht mittags schnell ein bicchiere Weißwein, mal eben so. Entweder wir trinken schwer (Betty-Ford-Klinik und Vergleichbares) oder wir trinken gar nicht (Bruttosozialprodukt! Führerschein weg!). Wir schaben Spätzle oder wir garen Kartoffeln zu schwerer Schweinshaxe und Grünkohl mit Pinkel.

Uns Teutonen fehlt einfach die mittelmeersonnenbeschienene Nonchalance.

Gut, werden Sie nun einwenden, wir hatten auch nie einen eher zwergwüchsigen 71jährigen Milliardär auf einer Überdosis Viagra als Ministerpräsidenten, der Gesetze zu eigenem Nutz und Frommen biegen ließ und minderjährigen Doppel-D-Körbchen nachstellte. Und wenn wir Ferrari fahren, laufen die als Leasingkarossen (kommen also zumindest in die Nähe einer staatlichen Inaugenscheinnahme), während jüngst italienische Ferrarifahrer, beim Renommieren an noblen Orten, in Rudeln von den guardia di financa (so was gibt es da: Steuerfahndung) gestellt wurden, die allesamt einkommensteuererklärtermaßen an der Armutsgrenze kariolten. Einerseits.

Andererseits konnte Silvio B. seine Autos, Reisen und Villen immer selbst bezahlen, was unser First-Lady-Paar nicht kann (Thema: Audis Q3, Air Berlin, Ferres‘ Mann). Er zeigte auch nie beim Verlassen eines Hotels auf einen Investor mit dem Satz: Der da zahlt!, und er lud auch nicht seine Urlaubshoteliers zu Staatsparties – es sei denn, sie verfügten über die Merkmale einer Claudia Cardinale (vgl. Doppel-D oben und unten).

Während wir also noch abwägen, ob das Leben auf der entspannten piazza bekömmlicher sei als das auf dem hannoverschen(!) Rasch(!)platz (den gibt es wirklich, dieses Wortspiel finde ich nachgerade köstlich, wenn es denn überhaupt jemand versteht – geschrieben wird dies nach drei bicchieri di vino rosso), habe ich einen weiteren schlagenden Beleg für deutsche Schwerfälligkeit in Abgrenzung zu italienischer Lebensart gefunden: Schauen Sie sich einmal diese Blätterteig-Gebäckstückchen* an, die es gestern Abend zum Caffè gab: Cuoricini heißen die – aufs Lieblichste, das heißt: Herzchen. Da schwingt die Eleganz der Toskana nach, da charmieren Casanova (ich weiß, Legende, Syphilitiker und Bankrotteur) und Don Juan (ich weiß, Spanier!) durch Bild und Herz, da atmen schlanke Zypressen die Erotik einer Claudia Cardinale.

Kurz: Im Namen cuoricini ist alles, was Italien ausmacht.

Und wie nennen wir Teutonen dieses Gebäck?

Schweinsohren! Das sagt doch alles. 

—————————-Non scolae … Unterm Strich was fürs Leben
* Deutschen in der ersten Zeile ist der Plural von ein Deutscher, wobei es zwei Deutsche heißt, wenn es den Dual beschreibt.
* Blätterteig-Gebäckstückchen lesen sich besser als Blätterteiggebäckstückchen. Man trennt besser sinnvoll, um so ein Wort lesbar zu halten – sollte man bei mehr als fünf Silben in ungewöhnlichen Wörtern einfach so halten, auch wenn dies der Duden nicht unbedingt so drastisch empfiehlt.

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