So sicher wie das Amen in der Kirche

Haben Sie sich jemals gefragt, an welcher Stelle der Bibel Jesus sagt: Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.?

Stopp! Sagt das überhaupt Jesus – einer seiner Jünger – einer der vier Evangelisten – Vielschreiber Paulus – einer der Psalmen-Autoren? Die Schlange zu Eva? Wie ist es gemeint? In welchem Kontext steht es? Altes oder Neues Testament? Oder zürnte Gott der Herr gar aufs Neue von oben herab (so ist der Alte Herr manchmal, es sei ihm verziehen) zu Noah und seiner Schiffer-Mann-Frau-und-Tierschaft: Dass ihr erst in tausend Jahren auf einen grünen Zweig (!, Sie erinnern sich: die Taube, die ausgeschickt wurde mit dem Zweig …) kommt, ist so sicher wie das Amen in der Kirche! Ist denn nach mir die Sintflut! wenigstens als arche-typisch verbürgt?

Nun könnten Sie einwenden, das sei ja nicht wirklich Ihr Hauptproblem der vergangenen Tage gewesen, dem Sie sich hätten zuwenden müssen. Stimmt! Aber wie Sie dem Bildlein oben entnehmen können, war die Antwort auf solche Fragen mein Hauptproblem. Das Bildlein zeigt eine Bibel aus den Sechzigern, mein Arbeitsgerät während der vergangenen Tag, teils eselsohrig, teils bekritzelt mit allerlei Pubertärem – aber eben vollständig in der Lutherischen Übersetzung aus dem 16. Jahrhundert.

Ob ich Rechtschreibfehler gefunden habe, um sie Luther unter die Nase zu halten? Gott, bewahre! Das Werk ist so oft bearbeitet worden, dass es sicherlich fehlerfrei ist und in einem Deutsch, das man nur loben kann.

Vielmehr habe ich die Bibel als Werkzeug gebraucht, um solchen Fragen wie der mit dem Amen in der Kirche nachzugehen. Im Sonderheft Dezember 2012 des Deutschen Sprachkompasses (erscheint in der kommenden Woche) finden Sie meine Anmerkungen zu über den Jordan gehen – Asche auf mein Haupt – in Sack und Asche – die Letzten werden die Ersten sein – und vielen weiteren Redensarten biblischen, vermeintlich biblischen oder nicht biblischen Ursprungs. Eine überaus spannende Arbeit, übrigens, mit mancher Erkenntnis auch für jemanden, der meint, die Bibel ganz gut zu kennen.

Das Amen in der Kirche, das so sicher ist, werden Sie übrigens auf den rund 1.200 Seiten meiner Kinderbibel nicht finden – und damit auch nicht im Sonderheft. Zwar ist Amen ein Wort, das schon zu biblischer Zeit, auch alttestamentarisch benutzt wurde (… so sei es … nun, denn … wohlan! …), dass aber das Amen in der Kirche sicher sei (wenn nicht da, wo sonst?), ist eine Zudichtung aus deutlich nachbiblischer Zeit.

Aber was ist mit Gift und Galle spucken und den Perlen, die man vor die Säue wirft, so dass einem die Haare zu Berge stehen?

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