My bratwürschtle, plihß ..

Tatort: die Nürnberger Meistersingerhalle. Tatveranlassung: die Carmina Burana*, vom hiesigen Hans-Sachs-Chor vorgetragen. Da ist nichts modern, da ist nichts Avantgarde – das ist bürgerliche Unterhaltung am Samstagabend.

Das Verköstigungsunternehmen dieses Abends, das sich natürlich Caterer nennen muss, bittet die Gäste, an einem Order Point die Bestellungen aufzugeben. Das kennt man von Flughäfen (Bild links: Flughafen Frankfurt), da hat man den Meeting Point, den Treffpunkt – an solchen Orten ist das Englische fraglos angebracht.

Dann ist es auch in der Meistersingerhalle angebracht, dachte sich die Firma Ferdin, und wenn Meeting Point Treffpunkt meint, dann muss wohl der Order Point Bestellung-Punkt heißen.

Muss …

Nichts muss. Pustekuchen. Da steht man an diesem Plakat, denkt sich das Ärgerlichste und denkt sich zugleich: Na, das wird dann wohl auch im Englischen so sein.

Ist aber nicht. Nicht nur ärgerlich ist diese Verdenglischung; sie ist auch grottenfalsch. Den Order Point, den gibt es gar nicht. Das Wort existiert nicht. Nitschewo! Der wäre sogar falsch im durchanglizisierten Noah’s Beach Garden, den Ferdin ebenfalls mit Speisen versorgt.

Da übersieht man beinahe die drei Ausrufezeichen hinter genießen, da übersieht man geflissentlich, dass da noch ein Ausrufezeichen vollkommen unmotiviert auftaucht, und der Point, in den Genitiv gesetzt, wird zu Order Points – und man stolpert über die Großschreibung von Alles im Text.

Leute, Ihr! Caterer, Speiselieferanten und Alleskocher (zum Begriff Catering habe ich mich hier schon mal geäußert …) es gibt im Deutschen keine Gelegenheit, zu der man alles großschreibt – es sei denn am Satzanfang. Und selbst wenn man den Genitiv von All bilden will, schreibt man ihn des Alls und nicht des Alles.

Dafür waren die Carmina Burana hervorragend.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Ob es richtig ist, hier den Plural zu setzen? Die Carmina Burana? Das Werk darf fraglos als ein einzelnes Stück gesehen werden, folglich wäre es auch denkbar, den Plural wegzulassen – Carmina Burana als feststehender Begriff, einerseits. Andererseits besteht Orffs voluminöses Prachtstück aus den textlichen Vorlagen der Gesänge (carmen, lateinischer Plural: carmina) aus Benediktbeuern (Burana); die Carmina Burana sind also eine Liedsammlung, sprachlich gesehen im Plural stehend. Und da sollte doch auch der Plural erlaubt sein.

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