Von Rieselfeldern* …

141216_SchneeWie oft klage ich, dass schreibende Menschen kein Verhältnis finden zu den Wörtern, die sie niederbringen respektive rieseln lassen. Das Verhältnis von Substantiv zu einem Adjektiv ist manches Mal ein beklagenswertes, da dreht sich oft ein schwerer Mühlstein im Bauch. Oder schauen Sie sich das Verhältnis von Verb zu Adverb an, oft ein eher idiotisches: Weihnacht ist bald, sagte er klagend. Würde er einfach nur klagen, reichte es mir. Weihnacht ist bald, klagte er.

Zu Weihnachten passt, dass wir in dieser Beziehung auch mal nachgiebigst sind. Übrigens, erstklassige Überleitung jetzt, finden Sie nicht? Wie rieselt der Schnee? Leise. Kann Schnee laut rieseln? Kann rieseln etwas anderes bedeuten, als dass irgendetwas sanft zu Boden schwebt? Bedarf das Verb rieseln irgendeines Adverbs?

Nienimmernicht!

Diesen Gedanken entnehme ich Bernhard Lassahns Gedichtlein, das Sie oben sehen. Er macht diese sprachliche Eigenart noch einmal klar.  Und wie finden wir das? Doll! Wieder was gelernt, nicht wahr? Denken Sie mal mit etwas Nachsicht an an die Verben, die sich idiotischer Adverbien erwehren müssen, wenn Sie unterm grünen(!), hellerleuchteten(!), wohligstrahlenden(!) und vor allem kinderaugenleuchtendmachenden Weihnachtsbaum innig-herzig-verträumt singend des rieselnden Schnees gedenken.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
Das Rieselfeld aus der Überschrift hat mit vorweihnachtlicher Hochstimmung bei Riesel … ahhhh … Nieselregen, zehn Grad, nichts zu tun. Das Verb rieseln in dem Wort bedeutet nur, dass das Gelände etwas abschüssig sein muss. Abschüssig wofür, fragen Sie erstens mit Staunen und zweitens mit Recht. Damit die Jauche, die man auf diesem Feld abgießt, sich bitte verpiesele beim Rieseln. Sie sehen schon, die Angelegenheit ist eher heikel. Aber sie gibt mir die Gelegenheit etwas zu tun, das ich schon seit mehr als einem Jahr tun wollte: Ich plädiere für die Umwidmung von Rieselfeld zu Rieselfeld. Jetzt ist es raus.

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