Wer platzt denn da? Im Lexikon der populären Sprachirrtümer von Walter Krämer und Wolfgang Sauer lese ich von Platzangst. Und wundere mich doch sehr über diesen populären Irrtum – jaja, ich bekenne… Buchautor Professor Walter Krämer ist übrigens 1. Vorsitzender des VDS und Herausgeber des Deutschen Sprachkompass.
Die Platzangst ist nicht etwa die Angst, im vollbesetzten Aufzug mit hygienefernen Amerika-Touristen durch das Gedärm des Empire State Building nach oben zu brausen – neinnein, dieses Missvergnügen und den daraus resultierenden Zustand nennt man bekanntermaßen Klaustrophobie, vom lateinischen claudere, eingeschlossen sein; das Adjektiv mit Merksatz dazu: Klaustrophobisch ist der Klaus, geht nur noch ungern aus dem Haus.
Wäre Klaus Platzängstler erlitte er die Panikattacke auf dem Tiananmen (©Bild: commons, Wiki), beispielweise. Vorausgesetzt, der Platz in Peking wäre leer – und Klaus sähe sich veranlasst, ihn zu durchmessen. Platzangst ist die Angst, einen leeren Platz zu überschreiten, was in Peking passieren könnte, nicht aber auf Venedigs Markusplatz.
Agoraphobie, von agora, dem griechischen Marktplatz, nennt das der Wissenschaftler. Wieder was gelernt und festgestellt, dass das oben erwähnte Lexikon bei diesem Wort einen herrlichen Vokaldreher hat: Agarophobie steht da nämlich.