Neue Wörter III: „sich duseln“ als Eigentum und -schaft des FC Bayern

sich duseln steht bereits im Duden, in der Bedeutung im Halbschlaf sein. In der aus dem Niederdeutschen stammenden Wort-Familie um die Buchstaben D-U-S herum siedeln noch: alles, was mit Dösen zu tun hat, aber auch der Dussel (mallorcaresidierender Mensch aus einem Dorf am Rhein, unter anderem), die Duselei, die Dusseligkeit, dußlig, dusselig (nordisch: düselig) und der Dusel. Zwar sagt der Duden, Seite 373, dass der Dusel umgangssprachlich für unverdientes Glück stehe; Dusel kann also jeder haben – das Substantiv ist Volksgut.

Aber wenn jemand duselt, besser im reflexiven Gebrauch: sich duseln, dann gilt das nur für den FC Bayern, über den n-tv.de dies nach dem 90+1-Minuten-Sieg in Wolfsburg schrieb. Eine Schlagzeile wie HSV duselt sich in Bayern zum Sieg wird es nie geben – nicht, weil der HSV nicht in Bayern gewinnen kann. Nein, weil duseln und Bayern quasi zum Wortverbund geschnürt sind und Uli Hoeness das Verb sich duseln an die Türen der Duden-Redaktion als eines getackert hat, das nur in dieser Wortfolge benutzt werden darf. Bei Strafe – bei Zuwiderhandlungen muss Lukas Podolski für die gesamte Liga einhundert Mal das Wort Rhythmus mit der Linienfarbmaschine auf den Rasen in Müngersdorf kreideln.

Duseln ist eben deshalb ein wunderbares Wort, weil es das einzige mir bekannte ist, das seine dudenverbürgte Bedeutung – im Halbschlaf sein – schlagartig ändert, wenn das Substantiv Bayern dazutritt. Das Chamäleon-Wort sich duseln meint dann: mit unverschämten Glück kurz vor dem Abpfiff gewinnen und den Trainer der gegnerischen Mannschaft zur Verzweiflung jagen.

Ganz schön viel für die gewöhnlichen fünf Buchstaben eines schwachen Verbs, nicht wahr?

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