Die Steigerung des Kobra

Panini

Jürgen, die Kobra Wegmann war es, Kobra Wegmann (Bild: Panini), Mittelstürmer, der mal gesagt hat: Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu. Wir belächelten Wegmann für diesen Spruch. Ebenso wie einen Möller Andi, Kicker auch und qua Profession mit Bein und Fuß gesegnet, nicht aber mit Hirn, der mal geographiepolitisierte: Mailand oder Madrid, egal! Hauptsache Italien!

Wer sich zum dritten Spieltag der neuen Saison mal eine Liste mit Dummsprüchen von Kickern anschaut, liest schnell, dass vieles wirklich dämlich bis saudämlich ist – Sprachvermögen und tiefe Einsicht  ist deren Sache nicht. Man lese nur Bruno Labbadia: Das wird alles von den Medien hochsterilisiert. Oder den, den die Deutschen Kaiser nennen: Die Schweden sind keine Holländer – das hat man ganz genau gesehen. Oder Horst Szymaniak bei Gehaltsverhandlugnen in Italien: Ein Drittel? Nee, ich will mindestens ein Viertel mehr.

Die Kobra Wegmann´sche Sentence aber, die hat doch was …

Was? Er ist tief philosophisch und sprachlich eine Meisterleistung. Wegmann zieht in Eile vor einem Mikrophon – nach 90+4 Minuten auf dem Platz, schwitzend, enttäuscht, fertig – eine schmale Linie zwischen kein Glück haben und dem Pech, das obendrauf gepackt wird. Er macht deutlich, dass es schon dumm genug ist, kein Glück zu haben, und dann legt er nach. Das Fehlen des Glücks, also: eine große Leere auf der Glücksschiene, wird aufgefüllt mit eimerweise Pech.

Kritiker der Bundesliga und deren intellektuellem Gesamtzustand werden nun einwenden, Wegmann sei ein charmanter Scharlatan: Glück und Pech schlössen sich aus, entweder das eine oder das andere; Glück & Pech seien so etwas wie Liebe & Leid oder Leben & Tod oder Kaffee & Tee, eine echte Alternative also – entweder das eine oder das andere. Papperlapapp!

Denn Wegmann geht einen Schritt weiter: Er macht klar, dass dazu tretendes Pech eine Steigerung von fehlendem Glück ist, oder wie er wohl sagen würde als Ruhrpöttler: Un nocheinen, un nocheinen, immma feste druff! So spricht er.

Seine rhetorische Wendung aber erweitert die Konnotation der beiden Wörter: Was auf einer Seite fehlt (Glück), kommt auf der anderen Seite (Pech) nicht nur einfach dazu. Nein, Pech füllt den Raum pechschwarz(!) aus. Seine Erweiterung der Bedeutung des Worts, beider Wörter, und Wegmanns rhetorische Figur suchen ihresgleichen. Dagegen sind Sepp Herbergers schicksalhafter runder Ball und sein Blick auf die Uhr banal.

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