Dode in Franggen, Teil 2

Bleiben wir im Lokalen. Nichts hat die Nürnberger in der vergangenen Woche mehr aufgeregt als die Tatsache, dass der Bayerische Rundfunk demnächst einen Tatort aus Franken plant. Dadord heißt das hier.

Ich hatte vorausgesagt (scrollen Sie bitte mal runter zm 15. Oktober), dass sich die Franken darauf verlassen, einen fränkisch-sprechenden Kommissar oder eine Kommissarin vorzufinden.

Gut getippt. Auf dem Bildchen sehen Sie zwei Stellungnahmen aus dem Diskussionsforum meiner Heimatzeitung, der Nürnberger, in denen die Leser genau dies fordern. Und nein, die Neuen sollen eben nicht mit voller Mundart sprechen, die auch ich als Zugezogener nicht verstehe. Aber schon so, dass der Zuschauer in Köln oder Rostock hört, dass hier Franken zu Werke sind.

Schauen wir uns doch einmal die Kommissare an, die für andere Sender ermitteln. Eva Mattes, die am Bodensee die Fälle löst, hat mit der Region und der Mundart nichts zu tun. Sie ist österreichische Staatsbürgerin, geboren am Tegernsee – und spricht lautreines Hochdeutsch. Die beiden Münchener bayerln ein wenig, aber einer der beiden ist im ehemaligen Jugoslawien beheimatet. Die Kölner müssen auch schweigen, wenn sie den Dialekt der Kölner Südstadt hören. Dieter Bär kommt aus Dortmund, Klaus J. Behrendt aus Hamm – sie sind Westfalen, die im Rheinland arbeiten. Maria Furtwängler stammt aus München, ermittelt aber in Hannvover. Axel Prahl und Josef Liefers, die beiden Münsteraner, kommen aus Eutin in Schleswig-Holstein und aus Dresden.

Es gibt, kurz gefasst, derzeit drei Tatort-Kommissare, die aus den mundartlichen Regionen kommen, in denen sie auch ermitteln – und damit den Dialekt ihrer Heimat beherrschen sollten: Simone Thomalla ist Leipzigerin, Axel Milberg kommt aus Kiel, und Jörg Hartmann, der neue Dortmunder Kommissar, wurde ein paar Kilometer von Dortmund entfernt, in Hagen, geboren. Bei allen spielt die Mundart keine Rolle.

Sind Franken nun etwas Besonderes? Als Zugereister darf ich diese Frage beantworten, ohne allzu lokalpatriotisch daherzukommen.

Ja, Franken sind etwas Besonderes. Sie fühlen sich in Bayern eher unterrepräsentiert. Sie misstrauen der oberbayerischen Macht, sie tendieren dazu, sich abspalten zu wollen von Altbayern. Tendenzielle Unterstellung: Jeder Sack Reis, der in München umfällt, ist dem Bayerischen Rundfunk wichtiger als eine Meldung aus Franken. Dass mit Vehemenz nun ein fränkischer Kommissar gefordert wird, hat genau damit etwas zu tun.

Übrigens, Matthias Egersdörfer, den einer der Leser fordert, wäre ein Kracher, ein äußerst mutiger Schritt. Ihn kennen regelmäßige Zuschauer der Anstalt des ZDF – er fränggelt brutal, er ist ein Urgestein, das sicherlich Spuren hinterließe. Aber Matthias Egersdörfer ist schwer vermittelbar. Lissy Aumeier auch. Beide brächten rund 300 Kilogramm fränkischen Charme vor acht Millionen Zuschauer. Und auch der ist schwer vermittelbar südlich der Donau, nördlich des Mains, nein: außerhalb Frankens.

Nachtrag, 7. November 2012 Wie Sie hier sehen, gibt es weiteres Denken über das Thema. Wenn auch mit einem leicht versöhnlichen Ende: Hauptsach’ Franken ist im TV! Wenn dann noch ein paar Statisten fränkisch schmarrn, dann sind wir doch glücklich, oder?

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