Am Sonntagmorgen nach dem Frühstück – ich räumte gerade ab – schubste meine Holde das Tischchen auf der Terrasse mit dem Fuß an, was meine Teetasse zum Überschwappen brachte. Tee lief auf das Tischtuch. Die Holde sagte, dies sei nicht schlimm, und dann: Die Tischdecke ist eh verblichen. Mein Besserwisser-Wundwerk hielt ich nur für fünf Sekunden in Schach.
Dann platzte es aus mir heraus: Ich glaube, das muss verbleicht heißen – verblichen sind nur die Toten. Daraufhin ging ich, denn meine Holde mag meine Verbesser-Wisserei nicht sonderlich. Und im Gehen rief ich ihr nach: Ich überprüfe das.
Ich habe es überprüft – und ich hatte verdammt noch mal Unrecht/unrecht. So begann der Sonntag. Und weil der eigene Ärger über mein loses Verbesserwisser-Wundwerk auch noch am Montag vorhielt, teile ich Ihnen heute kurz mit, was die Nachfrage bei Herrn Duden ergab: Verbleichen ist ein starkes und zugleich ein schwaches Verb. In der starken Form lässt es sich so beugen: verbleichen – verblich – verblichen, wobei sich das verblich auch liest wie verb-lich, also auf das Verb bezogen. In der schwachen Form lesen wir verbleichen – verbleichte – verbleicht.
An diesem Punkt hätte es ja zwischen meiner Holden und mir noch 1:1 gestanden.
Aber Pustekuchen! Denn der Duden schreibt weiter: Die schwache Form ist die seltene, die weniger gebräuchliche. Und: Mit einer irgendwie gearteten Sonderform für Tote (verblichen) hat das, entgegen meiner Vermutung, nichts zu tun. Mein verblichener Zeck … ist zwar ein gutes Deutsch, aber eben doch (1) gehoben und (2) veraltet.
Schade, ich hätte gerne über Verb-Leichen nachgedacht, über verb-leichende Verbleichen. War wohl nix …
Das Bildchen übrigens habe ich von der Seite Omas Haushaltstipps bemopst, eine Seite, die man nicht hoch genug loben kann – was die Tipps anbelangt. Das Kaufmanns-& in der Bildunterschrift übersehen wir einfach mal. Wie sagen wir Hobby-Schwammtaucher so schön? Tee drüber …