Wer viel (des) Federlesens macht, liest nicht etwa mit der Feder, dem Federkiel, Sätze aus. Hat mit Lesen als Aufnahme von Buchstabe und Sinn nichts zu tun, dieses Wort.
Stellen Sie sich lieber einen Adligen oder hohen Geistlichen im Spätmittelalter vor. Er trägt kostbarstes Ornat, Pelzbesatz, na, sagen wir: weißen Hermelin oder ein Kleid aus oder mit Federn eben – war das nicht der Bayern-Ludwig, der mit dem Hermelin, ein paar Jahrhunderte später?
Und was passierte? Federn lösten sich im Wind aus dem Umhang, was beflissene Untertanen oder Speichellecker oder sonstwie Willige dazu brachte, diese missratenen und missplatzierten Federn (Bild: © Wiki, 1910-1930) zu lesen, also: wegzunehmen vom Ornat. Die machten Federlesen, sie federlasen (muss wohl die richtige Form sein, auch wenn der Duden das so nicht sagt). Was Winzer eben tun bei der Lese, wenn sie Trauben lesen. Wenn jemand nicht so viel Federlesens macht, heißt das: Er macht keine Umstände, er vergeudet seine Zeit nicht mit unnützen Dingen, oder auf gut Neudeutsch – er macht etwas ratzfatz. Federlesen galt als Schmeichelei. Wer nicht viel (des) Federlesens macht, schmeichelt nicht, er schleimt sich nicht ran. Ich mag die Etymologie des Worts, sehr fein. Dies nur als Nachtrag, den ich meinen Lesern schuldig bliebt.
Ein anderes Wort, das zu klären ich versprochen hatte: Schabernack. Die Bedeutung ist klar: Man treibt einen Schabernack, einen Streich, einen Unsinn, eine Neckerei. Unklar ist die Etymologie. Plausibel erscheint den Wissenschaftler die Herleitung über schavernac für Beschimpfung oder Spott. Der schavernac war ein Winterhut, der den Nacken schabte und somit zu allerlei Unsinn angeregt haben muss. Andere Deutung: Das Scheren des Nackens oder des Hinterkopfs, eine schwere Strafe im Mittelalter, verbindet sich assoziativ mit dem Schalk im Nacken, sagt Wahrigs Herkunftswörterbuch.
Einerlei, eine Weiterung erfuhr dieses Wort in den 80ern in München, als freudvolle Menschen ein T an den Schabernack klemmten und unter diesem Titel ausgelassene Feste veranstalteten, zu denen Jugendliche nicht zugelassen waren.