„Denglisch ist für Doofe“

Professor Walter Krämer ist der Vorsitzende des eingetragenen Vereins Deutsche Sprache VDS. In dieser Funktion schreibt er regelmäßig in den Sprachnachrichten, dem Organ des VDS (Bild: Ausriss Sprachnachrichten), einen Kommentar.

In der aktuellen Ausgabe spießt er die Idiotie der Firma Schlecker auf, die unter Beschuss ihr neues Werbe-Motto For You.Vor Ort. damit rechtfertigte, die intellektuell eher einfach strukturierte Klientel der Kette verstünde Denglisch besser als Deutsch; Zitat des Pressesprechers: Die Kundschaft sei dem niederen bis mittleren Bildungsniveau zuzuordnen. Starker Tobak – der Pressesprecher von Schlecker stellte seine Kunden heftig in den Wind und damit die Kette und sich ins Abseits. Vielen Medien prügelten auf Schlecker ein, stellvertretend hier der Artikel von Online-Spiegel: ein PR-Desaster für Drogerie-Kette.

Aber zurück zu Professor Krämer, den ich hier auszugsweise und zusammenhängend zitieren darf; nachdem er in die Causa Schlecker noch einmal dargelegt hat und schlussfolgert, dass dann Denglisch für Doofe sei, schreibt er. ZITAT BEGINN. Vor einiger Zeit hat mir der Autokonzern Toyota einen Prospekt für ihren neuen Lexus ins Haus geschickt. Wahrscheinlich dachten sie (leider zu Unrecht), ein Hochschullehrer könnte sich ein solches Auto leisten. Auf dreißig Seiten kein einziges englisches Wort. Schauen Sie sich dagegen einmal den Prospekt des neuen VW Polo an. Den gibt es in den Ausstattungsvarianten Blue Motion, Highline, Trendline und Comfortline und den Farben Flash-Rot (immerhin: rot), Deep Black Perleffekt und Shadow Blue Metallic. Damit ist klar, dass kein Mensch mit Geschmack ein solches Auto kauft.

(Soweit das Vorgeplänkel von Krämer, quasi der Übergang von Schlecker über Toyota zu VW. Nun aber holt er aus)

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie die armen Kinder heißen, die als Opfer von Katastrophenfamilien in den letzten Jahren so traurige Schlagzeilen gemacht haben? Die heißen in aller Regel nicht Maria, Peter, oder Maximilian, die heißen überproportional häufig Kevin, Mike und Jessica. Das geht sogar so weit, dass Grundschullehrer sich beschimpfen lassen müssen, weil sie Kindern mit derartigen Vornamen weniger Beachtung schenken.

Aber wenn ich Lehrer wäre und wüsste nur, der eine heißt Kevin und der andere heißt Michael, dann müsste man mir schon sehr viel Geld für eine Wette bieten, dass Kevin der Klügere von den beiden ist. Lasst uns also alle gemeinsam hoffen, dass diese Botschaft – Denglisch ist für Doofe – eine maximale Verbreitung findet. Eine bessere Werbung für den VDS kann ich mir nicht vorstellen. Mit weihnachtlich frohgestimmten Grüßen, Ihr Walter Krämer. ZITAT ENDE

Das ist heftig. In solcher Deutlichkeit habe ich dies noch nie gelesen. Das ist politisch aufs Höchste unkorrekt, die Riege bemühter Sozialarbeiter wird aufschreien, das sei nun aber wirklich diskrimierend, man könne doch nicht an Namen ablesen …

Ich stelle mich mit ihm in den Wind: Recht hat er!
(Professor Krämer ist Herausgeber des Deutschen Sprachkompasses, dessen Chefredakteur ich bin)

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