Gestatten, Franz, Papst Franz …

130321_FranzDer Spiegel fragt in seiner neuesten Ausgabe, warum der neue Papst in Deutschland nicht einfach Franz genannt wird. Papst Franz. Ein klasse Name! Sitzt, passt, wackelt und hat Luft – nach oben, der Name nicht, aber der Papst. Den Nachrichten des Vereins Deutsche Sprache, VDS, entnehme ich, dass Sprachpapst(!) Wolf Schneider dazu sagt: Gegen Papst Franz sträubt sich einfach das Gemüt. VDS-Geschäftsführer Holger Klatte hält dagegen: Es kam in der Vergangenheit selten vor, dass ein Papstname nicht eingedeutscht wurde. […] Deshalb ist Franziskus ungewöhnlich.

Bildschirmfoto 2013-03-21 um 17.41.42

Nun, der Papst, der bei uns Wir sind Papst! genannt wurde, hieß im Italienischen Benedetto und bei uns Benedikt, nun wieder Ratzinger. Papst ist übrigens eine der wenigen Berufe, in dem nie zwei derselben Profession aufeinandertreffen können. Damit hat der Beruf etwas gemeinsam mit dem UN-Generalsekretär und der Chefin des Internationalen Währungsfonds.

Und der Neue (beide Bilder: Wiki Commons), seit nicht mal zwei Wochen im Amt, heißt in anderen Ländern auch anders: Francisco in Spanien, Francis in England, François in Frankreich. Wie er noch heißt, sehen Sie in dem kleinen Kästchen, das ich Wikipedia mit Dank entnommen habe – es sind Wikipedias Angaben, die einem die Recherche erleichtern. Sogar Ferenc ist dabei, der Franziskus auf Ungarisch; von der unaussprechlichen Variante aus Litauen ganz zu schweigen.

Warum übernehmen andere Länder ihren Franziskus bruchlos in ihre Namens-Gepflogenheiten? Nur die Deutschen dichten dem Namen Franz ein Geschmäckle an. Nun gut, wenn ein neuer Papst sich Kevin oder Meik nennen sollte, schauderte es mich auch. Aber an Franz kann ich nichts finden, das irgendwie klingt wie Adolf.  Wegen des  Franziskaner-Bieres? Wegen Kaiser Franz I und II? Weil wir uns verfranzen? Schmarrn! Weil es den Namen auch als weiblichen Vornamen gibt? Ich kenne eine Franzi. Hallo, Franzi …! Ich sage nur: Johannes – Johanna; Alexander – Alexandra; Stefan – Stefanie. Allesamt Papstnamen mit weiblichen Entsprechungen.

Bleibt – abermals danke, Wikipedia! – die Bezeichnung Franzmann, die einige Deutsche despektierlich für den gemeinen Franzosen führen. Na, und? Weichen wir vor Franz zurück, weil einige Ewiggestrige immer noch vor Verdun liegen?

Hallo, wir reden über die deutsche Form von Franziskus. Im Volksmund heißt der Heilige, auf den sich Papst Franz(!) beruft, Franz von Assisi. Bitteschön! Und der hat ein prima Image … Oder ruft nun jemand: Der hieß aber eigentlich Francisco! Das ist zu nahe an San Francisco, Kalifornien? Ebenfalls Schmarrn! Die Beatrifikation – die Seligsprechung –  käme eh erst später.

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.