Am Dienstag dieser Woche startete der Verkauf der Weihnachtsbäume. Es gibt sogar einen Verein oder Verband oder Verbund oder eine Interessengemeinschaft der bayerischen Weihnachtsbaum-Produzenten, der oder die sich darüber freut, dass heuer (das bayerische Wort für in diesem Jahr) mehr Nobilis- oder Nordmann-Tannen direkt aus dem Freistatt im Freistaat bleiben als in den Jahren zuvor – vier Millionen insgesamt. Wenn das keine Kampfansage ist an das Sauerland – quadratkilometerweise Tannenbäume dort – oder Thüringen oder die Nordländer. Einerseits.
Andererseits beklagt man aber auch einen allgemeinen Rückgang der Weihnachtsbaum-Aufstell-Kultur im Allgemeinen, in der ganzen Republik, und damit auch in Bayern: Die Gesellschaft lebe in mehr Ein-Mann/Frau-Wohnungen als zuvor – und warum soll sich ein vom Zwei- zum Einwesen Mutierter mangels Kinderaugen und Partnerlächeln zu Weihnachten einen grünen Leuchtkörper in die frisch finanzierte Ikea-Umgebung stellen? Damals klangen die Glocken süßer; heuer(!) knallt man sich am Heiligen Abend unter die frisch finanzierte iPhone 5-Musikdusche, schaut stumm auf den frisch finanzierten Großfernseher oder drischt auf die Tasten seines frisch finanzierten Tablet-PC.
Dem Weihnachtsbaum- und Blumenschmuckladen meines Vertrauens ist das einerlei. Wie in jedem Jahr stellt er auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Zelt auf, in dem Dekoratives zum Fest angeboten wird: ein Ren, aus dürrem Holz zusammengesteckt, Weihnachtssterne allerorten (strohige nebst pflanzlichen) und Deko-Schalen mit Reisig, Tann und falschen Äpfeln, dass es dem Geldbeutel graut.
Um dem Laufkunden deutlich zu machen, dass es mehr gibt als ebendieses Angebot direkt an der Straße (dort entstanden die Bilder) weist man auf ebenjenes Zelt gegenüber. Hier nur Adventskränze, dort welche zum dekorieren … ähh.. Dekorieren. Na, was denn nun? Noch einmal: Adventskränze zum (=zu dem) Dekorieren natürlich. Das Verb erstarkt zum Nomen. Großschreibung, eindeutig!
Wenn der Laden schon bei der Substantivierung patzt, was macht er dann mit dem Plural von Bund? Ein Handbund Tanne – eine Handbund Tanne – zwei Handbünde Tanne – zwei Handbunde Tanne? Und was bitte ist Handbund?
Starker Tobak, in der Tat. Erstens steht Handbund nicht im Duden, auch in meinen alten nicht. Schickt man dieses Wort mal ins Internet, findet sich schnell eine Lösung: Handbund ist eine Bezeichnung, die lediglich in Verbindung mit Reisig oder Tannengrün auftaucht, wohl das Maß dafür. Was eine Hand umfassen kann, gilt als Maß für die Grün-Deko. Der oder das Handbund?
Und zweitens hilft der Duden: das! Warum? Ich darf zitieren: das Bund. Dieses Wort bedeutet etwas, was zu einem Bündel zusammengebunden ist. Trifft ja auch zu. Volltreffer.
Der Bund hingegen tritt bündisch oder bündig auf bei enger Verbindung mit einer gleich gesinnten Person oder einer Anzahl von Personen; organisierter Zusammenschluss, Bündnis und das Verbindende, Bindestück, bes. oberer, fester Rand an Röcken und Hosen. Daher also der Hosenbund, der Bund gleicher Staaten, der Ehebund. Der Schlüsselbund? Das Schlüsselbund?
Haben Sie wirklich angenommen, es gäbe eine Regel ohne Ausnahme? Es gibt der Schlüsselbund und das Schlüsselbund, der Duden neigt zum Maskulinum.
Haben wir also das Geschlecht geklärt. Was aber ist mit dem Plural? Bünde oder Bunde? Wer beim dekorieren zur Kleinschreibung greift, der kennt auch den Plural von Bund nicht, oder? Falsch!
Der Plural von allen Verbindungen des Bunds mit das geht auf Bunde, der aller mit der lautet Bünde: die Staatenbünde – die Ehebünde – die Hosenbünde, aber die Schlüsselbunde – die Hosenbunde.
Wird es Ihnen zu bund? Mir auch …