Hallo, Wien!

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Meine Heimatzeitung, die Nürnberger, muss einfach auf dieses Ereignis eingehen, auf Halloween. Und wie macht es die Nürnberger? Sie lässt die Leser abstimmen. Und wie nennt man eine solche Abstimmung, seitdem Heidi Klum und Dieter Bohlen das deutsche Fernsehen übernommen haben? Voting. Die Leser voten. Hömma, Dennis, wenn Du so weiterverkackst da oben auffe Stage, hasse zero Schanze bein Voting!

Und darum muss der geneigte Gegner von Anglizismen am Morgen des Reformationstags dieses lesen: Halloween-Voting. Leichtes Grausen. Und er freut sich, dass mehr als 50 Prozent der Abstimmenden (Abstimmung und abstimmen sind passable Wörter, die Voting und Voten ersetzen*) diesen Mist, den Halloween-Mist, in die Tonne treten. Warum, bitteschön, müssen wir einen Brauch übernehmen, der mit unserer Kultur nur so viel zu tun hat, dass auch wir, ebenso wie die Amerikaner, Kürbisse ernten und uns, siehe: Karneval, gern verkleiden. Trick or treat? Oh, Graus!

Antwort: Weil Halloween ein Geschäft ist. Im vergangenen Jahr habe ich gelesen, dass die Umsätze des Einzelhandels zum 31. Oktober die zu Silvester übertreffen, rund 200 Millionen versus 115 Millionen Euro. So viele Kürbisse? Auch. So viele Kostüme, Masken, Naschkram? Selbstverständlich.

Und übrigens, das Erntedankfest ist in christlicher Tradition seit dem 3. Jahrhundert belegt, Halloween seit dem 19. Jahrhundert.

Und warum heißt das Ding so, als begrüße ein betrunkener Heurigen-Gast die österreichische Hauptstadt? Ich darf Oxford’s English Dictionary zitieren: The night of 31 October, the eve of All Saints‘ Day, often celebrated by children dressing up in frightening masks and costumes. Halloween is thought to be associated with the Celtic festival Samhain, when ghosts and spirits were believed to be abroad … Origin, late 18th century: contraction of All Hallow Even. Zusammenfassung: Die Nacht des 31. Oktober – die Nacht vor Allerheiligen … kommt aus dem Keltischen und ist eine Zusammenziehung aus All Hallow Even (die Nacht vor Allerheiligen). 

Haben wir das also geklärt. Und grimmen innerlich.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
* Wenn Sie sich fragen, ob der Duden die Wörter Voting und voten in seinen Kanon übernommen hat: Ja, hat er: Abstimmungsverhalten, bei dem die Stimmen über Mobiltelefon oder Internet abgegeben werden: an/bei einem Voting teilnehmen; per Voting hatte die Internetgemeinde entschieden, wer in die WG durfte.

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