Hecking, das Tief meines Clubs und das des Dativs

Der 1. FC Nürnberg, der mir zweitliebste Verein der Welt, blamiert sich gerade, wo er nur kann. Trainer Hecking – um den geht es hier – sagt nun der Nürnberger Zeitung, dass die mannschaftliche  Geschlossenheit fehle. Dann zählt er auf, was alles gut laufe: dass es kein Zerwürfnis gebe.

Ich zitiere Herr Jablonka, den Autor des Artikels: Von einem internen Zerwürfnis nach den jüngsten Querelen um Alexander Esswein, die Twitter-„Attacke“ Robert Maks und die Wutrede von Timm Klose ist der Verein nach eigener Wahrnehmung jedenfalls weit entfernt.

Schauen wir uns den Satz und sein Umfeld einmal näher an:

(1) Der Satz zitiert den Trainer. Eigentlich gehört in diesen Satz deshalb ein Konjunktiv. Der Autor umgeht den Konjunktiv, indem er nach eigener Wahrnehmung einführt. Das knirscht ein wenig, ist aber in Ordnung. Es sollte besser heißen: … sei der Club nach eigener Wahrnehmung weit entfernt …

(2) Nicht einverstanden aber bin ich mit der Reihung der Ereignisse, auf die Hecking sich bezieht: Der Trainer widerspricht dem internen Zerwürfnis, das hätte auftauchen können nach … nach? Nach wem oder was? – hier muss der Dativ alles Folgende regieren. Die jüngsten Querelen stehen im Dativ – die Twitter-Attacke schon nicht mehr – und die Wutrede ebenfalls nicht. Der Autor stellt damit die Twitter-Attacke und die Wutrede außerhalb der Regentschaft der Präposition nach. Und das ist falsch. Richtig wäre dieser Satz: Von einem internen Zerwürfnis nach den jüngsten Querelen um Alexander Esswein, der Twitter-„Attacke“ Robert Maks und der Wutrede von Timm Klose sei der Verein nach eigener Wahrnehmung jedenfalls weit entfernt.

(3) Die Twitter-„Attacke“ steht dort in Anführungszeichen. Ich mag Anführungszeichen am falschen Platz nicht. Dies ist der falsche Platz. Diese Anführungszeichen sollen distanzieren und sagen, dass Maks Getippsel auf dem iPhone* zwar so etwas Ähnliches wie eine Attacke gewesen sei, aber keine wirkliche; indes hat der Autor kein besseres Wort für das gefunden, was Herr Mak getwittert haben soll. Einerlei, was Herr Mak wirklich geschrieben hat: Wenn man es für berichtenswert hält, ist es eine Attacke, ein Angriff, eine Beleidigung. Und wenn etwas so ist, wie es ist, wird es nicht in Anführungszeichen gesetzt. Übrigens, mein – ich gebe zu: völlig unmaßgeblicher – Rat zur schnellen Verbreitung von Privatzeugs: Nehmt den jungen Kerlen die iPhones weg und gebt sie ihnen erst drei Stunden nach dem Spiel wieder, dann haben sie in Mütchen andernorts gekühlt.

(4) Dann steht da noch etwas von einem Rasen-Rechteck. Oh, mein Gott! Hecking will sagen, dass die Schwächen der Mannschaft nur auf das Liga-Spiel, also: die Zeit samstags zwischen 15:30 Uhr und 17:25 Uhr, begrenzt seien. Was müssen wir aber lesen? Wir müssen in ein Rasen-Rechteck beißen. Wir müssen schlucken, was der Kollege – wie viele andere auch – gelernt hat: dass man (a) keine Wortwiederholungen schreiben darf und (b) immer unterhaltsam sein muss. Er meint: die Zeit des Liga-Spiels. Und er klöppelt ein Wortungetüm. Jeder dieser Ausdrücke wäre besser: auf dem Platz – auf dem Feld – während des Spiels – im Wettkampf – in der Hitze der Schlacht, ja, sogar einfach nur Rasen.

Ist es nicht klar geworden, was ich meine? Manchmal bedarf es der Übertreibung, um etwas deutlich zu machen – lesen Sie bitte einmal dieses konstruierte Beispiel: Herr Federer war mit dem Spielgerät nicht zufrieden, er schnellte einen Teil seines insgesamt 32 Einzelteile umfassenden scharfen Mundwerkzeugs wiederholt in die knallgelbe Filzkugel, bevor er das nur 22 Gramm schwere Rundgetüm einem zufällig anwesenden Betrachter seiner Wut an dessen obersten Körperteil mit aller Wucht warf. Klardeutsch: Roger war sauer. Er biss in den Ball und warf ihn an den Kopf eines Zuschauers.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Ich bin grundsätzlich dagegen, dass man sich denn teilweise sehr manierierten Schreibweisen von Firmen oder Gegenständen anpasst. Wenn sich die Rechtsanwälte König Kaiser & Bettler auf dem eigenen Briefpapier KÖNIG KAISER & BETTLER schreiben, können sie dies ja tun, nur muss man sich diesem Buhlen um Aufmerksamkeit in einem anderem Zusammenhang ja nicht anpassen. Ich schreibe die Kanzlei weiterhin mit gemischten Buchstaben. Und wenn sich eine Kuli-Marke einfallen lässt, ihre Kulis ballpointpens zu nennen, sträube ich mich nicht gegen die englische Markenbezeichnung, aber ich würde sie alle mal großschreiben: Ballpointpens. Die durchaus manierierte Schreibweise aller Apple-Produkte mit dem führenden I hat sich aber so dermaßen zu einem Markenzeichen durchgesetzt, dass man das iPhone so schreiben kann wie Apple es gerne hätte. Bauchschmerzanteil dabei: gegen null.

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.