Die Vandalen waren, das wissen wir aus der Schule, ein germanischer Stamm, der dazu neigte, vieles zu zerstören. Heute sind Vandalen kein Stamm mehr, sondern ein S/t/ammelbegriff für Menschen, die vieles grundlos zu zerstören.
Die Deutsche Bahn in Berlin hat augenscheinlich Probleme mit Menschen, die sich an Überwachungskameras als Vandalen betätigen. Dieses Photo hat mir Leser Werner K. aus Berlin zugesandt, dem ich dafür recht herzlich danke.
Schauen wir also auf die Art und Weise, wie die Bahn mit jenen Menschen kommuniziert, die augenscheinlich nicht zu ihren Freunden gehören.
(1) Man traut diesen Menschen nicht zu, dass sie mit einem einfachen ! etwas anfangen können. Nein, elf dieser Art müssen her, um den Vandalen an sich anzusprechen. Das zeigt nur, dass man immer noch annimmt, ein Satz wie Erdbeeren heute frisch!!!!!!!!!!!!!! mache die Früchte frischer als Erdbeeren heute frisch. Punkt. Ein Ausrutscher? Nein, auch als der Bahnbedienstete sich verabschiedet mit Dank und der Bitte um Verständnis, drückt er am Ende des Textes drei Mal auf die !-Taste. Druck-Kritiker werden hier überdies noch anmerken, dass das ! direkt an den letzten Buchstaben gehört, ohne Leerzeichen. Also so! Und nicht so !
(2) Im ersten Satz liebe ich ein Wort: Abfertigungsunterstützung. Ein Wort, das ich noch nie gehört habe. Es ist ein Kanzlei-Wort, ein Wort aus der Fachsprache. Und in diesem Fall der Beleg dafür, dass dieses Zettelchen echt ist. Kein Vandale kommt auf die Idee, ein solches Wort zu nutzen. Kein Vandale – und kein Nicht-Vandale, der nicht Eisenbahner ist – führt ein solches Wort im aktiven Wortschatz. Ein wunderbares Wort.
(3) Im zweiten Satz wünscht man sich jemanden herbei, der als Berufsbezeichnung Korrekturleser eingetragen hat – jemanden, der den Duden öfter aufschlägt, vor allem Dudens Grammatik. Wir haben zwei gleichrangige Sätze; die Datenaufzeichnung der Kamerabilder einerseits und die Übertragung der Daten andererseits sind deren Subjekte; beide Sätze sind mit und verbunden. Mich drängt es hier starkfingrig, ein Komma zu setzen: … vorgesehen, und eine Übertragung … Drängt es Sie auch? Dann machen Sie um Himmels willen hier ein Komma. Müssen Sie es setzen? Nein. Dudens Gutes und richtiges Deutsch sagt dazu: Sind die Teilsätze durch und, oder, entweder ‒ oder, weder ‒ noch oder beziehungsweise verbunden, muss kein Komma stehen; man kann es aber setzen, um die Gliederung des ganzen Gefüges deutlich zu machen. Bitte, machen Sie die Gliederung des Gefüges deutlich.
(4) Wir bleiben in diesem Satz. … auch eine Übertragung der Daten an NSA und FBI sind nicht möglich. Uhhhh, da hat jemand wohlüberlegt gearbeitet. Das sind ja mehrere Daten, die man nicht an NSA und FBI übermitteln kann. Also Plural. Also auch das Verb im Plural. Naja, fast …
(5) Daher bitten wir Sie, dass Sie das Zerstören der Kameras unterlassen. Ein richtiger Satz. Indes steht er da nicht. Dem Autor kommt hier fatal entgegen, dass nach Daher bitten wir Sie … sehr oft ein dass mit Doppel-S steht, eine Konjunktion. Und dass(!) jenes Wort, das(!) er schreiben will, lautgleich ist mit dem Doppel-S-dass: der Artikel das.
Am Schluss schauen wir noch einmalauf den Absender: die S-Bahn in 13429 Berlin, Adlergestell 143 – so heißt die Straße. Es ist die Ausbildungsstätte der Bahn in Berlin, genauer: DB Mobility Logistics AG – DB Training – Ausbildungswerkstatt Berlin. Die üben noch …