Die Schokolade, die mich duzt

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Nachdem ich mich gestern ausgiebig mit dem Hello beschäftigt hatte, fiel mir ein dazu passendes Geschenk wieder in die Finger, um das es heute gehen soll.

Die Firma Lindt &* Sprüngli kommt … aus der Schweiz. Mit Naschereien arbeitet sie seit dem 19. Jahrhundert; heute ist Lindt & Sprüngli ein Weltkonzern – und in dem Moment, in dem ich dies schreibe, fällt mir ein, dass die Herren aus Zürich (Umsatz: 2,6 Milliarden Schweizer Franken, was 2,09 Milliarden Euro ausmacht) selbst sich wohl eher als Global Player bezeichnen würden.

Der Global Player stellt also Schokolade her. Goldhasen? Sie erinnern sich? Jene Firma, die – wenn ich mich recht erinnere – wohl nachgewiesen hat, dass sie zu den wenigen gehört, die die Weihnachts-Schokolade nicht in Oster-Schokolade umgießen, um danach aus dem Oster-Rest zum Weihnachts-Fest … undsoweiter.

Lindt also. Macht die Schokolade, die mich anspricht, die mit mir spricht: Hello, my name is Nougat Crunch. Himmel, nachdem mich die Grünen duzen, duzt mich nun auch die Schokolade. Ich will das nicht. Außerdem  haben die Farben wenig Vertrauenerweckendes – Las-Vegas-Schrill, irgendwie.

Meine neue Freundin Nougat Crunch bleibt vertraulich: Nice to sweet you. Ohmygod! Soll ich weinen oder lachen? Weinen, weil es weiter in Englisch geht. Lachen, weil ich nicht umhin kann, den Textern einen gewissen Witz nachzusagen. Das hat ja was. Kann zwar keiner übersetzen, aber jeder weiß, was gemeint ist. Das süße Wörtchen sweet gibt es als Adjektivsüß bis zuckersüß – oder als Nomenbedtime sweet, Betthupferle –, nicht als Verb. Nice to sweet you ist klasse, ohne jede Frage.

Und so weit auch noch verständlich, die süße Chose: Sie stellt sich vor – und sagt dann im Plauderton, dass es sie freut, mich zu treffen, respektive auf meiner Zunge zu zergehen.

Aber nun knackst es. Weil die Texter schon einmal im englischen Modus sind, müssen sie auch weitermachen im Englischen: Every bit makes Grum. Grum. Grum … Mit gemaltem Herzchen! Bin ich Mädchen, das Herzchen mag und von einem Mädchen angesprochen werden will? Spätestens hier würde ich als männlicher Schokoladen-Freund das Regal verlassen – wenn mir die Tafel nicht geschenkt worden wäre, läsen Sie dies auch nicht.

Übrigens, grum gibt es nicht als Wort. Soll wohl sagen, dass es grummelt, knackt, süßt, bissfest ist. Die Erklärung, was denn drin ist, folgt dann in Deutsch: Vollmilchschokolade mit Nougat-Krokant-Füllung. Naja …

Sie warten auf den ersten Biss? Ich habe ihn getan. Und wissen Sie was? Schmeckt gut, richtig gut. Und nein, die Firma Lindt schickt mir nun nicht anhängerweise Dankesladungen. Schade, eigentlich …
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Sie sehen hier das Kaufmanns-Und. Es heißt auch Et-Zeichen. Und das begründet der Duden so: Das Zeichen & ist eine verschnörkelte Schreibung des lateinischen Wortes et, die schon in mittelalterlichen Handschriften belegt ist. Und dann kommt ein wichtiger Satz: Es bedeutet und, darf aber nur bei Firmenbezeichnungen angewendet werden: Voß & Co., Mayer & Neumann. Wenn als Herbert und Lise heiraten, sollten sie sich nicht Lise & Herbert nennen, und sie sollten auch nicht schreiben: Bringt viele Geschenke & gute Laune mit. Es ist einfach falsch.

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