Jaja, Frühling ist es, spring time, wie der Engländer das sagt, jedenfalls für ein paar Tage, dann wird, so die Frösche, irgendein Batzen aus dem nordnorwegischen(!) Nordmeer den Rest des Jahres in Eiseskälte hüllen. Wir hüllen uns in Badetücher, suchen klapperzahnig das Hallenbad auf, ein Berliner Hallenbad, und sinnieren über die Fähigkeiten deutscher Einrichtungen – hier: Berliner Bäder –, Befehlssätze ins Englische zu übersetzen.
Nicht vom Beckenrand springen!, trillerpfeift der Bademeister, übrigens eines der besten Berufe weltweit (lockere Kleidung, warmer Arbeitsplatz, immer Duschen parat, Badelatschen und fröhliche Menschen um sich) und mutmaßt, dass der Nordnorweger, der da eben ins Wasser gesprungen ist, sicherlich des Deutschen nicht mächtig ist. Also sollte er, der Bademeister, vielleicht das Hinweisschildchen noch auf Englisch pinseln. Denkt er. Woher der Gute weiß, dass da eben ein Norweger gesprungen ist? Na, wer sonst sollte mit einem dicken Pullover mit Norwegermuster ins Wasser hechten …
Glauben Sie nicht? Dann glauben Sie auch das Schildchen nicht, dass der Bademeister Meik Filser (in Berlin lebender Oberbayer, Urenkel des großen Jozef Filser, 43, verheiratet, zwei Kinder, Haus im Grünen, KIA-SUV-Fahrer, 2015 Grillmeister der Straße und Hertha-Fan) das Schildchen wirklich gepinselt hat. Wie er zu der Übersetzung kam?
- Na, das mit der Verneinung im Angelsächsichen hatte Meik noch parat. Don’t … You dont’t love me. Oder neuerdings, jetzt wird es politisch, aus Donald Trump. Habt’s mi?
- Das mit springen ist doch klar! Im Deutschen springen, im Englischen to spring. Da gibt es ja auch eine Jahreszeit, die so ähnlich heißt, der Sommer oder so was. Da springen(!) sie ja alleweil ins Wasser, auch die Tommys. Und die Norweger erst recht!
- Bleibt das mit dem Rand. Das kann man guugeln(!). Da hammas, Seitenrand, margin, jaja. Steht im Internet, wenn man die Übersetzung von Seitenrand sucht.
Don’t spring from the margin! Erstklassig.
Und der Nordnorweger, des Deutschen und des Englischen durchaus mächtig, lacht. Er zieht seinen nassen Pullover aus, setzt sich mit iPad neben Meik Filser. und hält ihm die Seite dict.cc vor, eine verlässliche Übersetzungs-Plattform im Internet. Meik liest.
Upps, edge of the pool. Komisch. Und was, fragt er den mittlerweile bibbernden Nordnorweger, ist margin? – Der Rand einer Seite, sagt der Nordnorweger Lars-Eric. Meik schaut komisch. Der Rand einer Buchseite. Der Begriff Marginalie, Randbemerkung, stammt daher. – Kenn ich nicht, sagt Meik. Aber jump kenn ich, von Jumping Jack Flash, Abba oder so, nicht wahr?
Lars-Eric klappt sein iPad zu und geht duschen. Meik sieht nicht mal, wie der Nordnorweger den Kopf schüttelt. Here is hopfs and maltz lost, denkt er.