Sie sehen ein Bildlein, von meinem iPhone direkt abgeknipst. Es zeigt die Werbung für eine App – ja, dieses Wort lasse ich so stehen, auch wenn es ein englisches ist, es gibt kein besseres –, mit der ich meine Einkäufe organisiere. Die App heißt Buy me a pie. Nun, ich kaufe wenig Hot-Dog-Brötchen und Kartoffel-Chips kommen mir auch nicht ins Haus.
Aber Lieblings-Cookies … Herrschaftszeiten! Dieser Satz … dieses Grauen! Da hat die Dame Marketingleitung aber einmal vollst in die Klischee-Kiste gegriffen. Die Dame weiß, dass Einkaufen Frauen-Sache ist. Die App ist also für Frauen. Und die Kundin der App macht nun Folgendes, im Ponyhof-Wunschdenken der Marketing-Dame: Sie teilt ihrem Galan mit, was er zu kaufen hat. Natürlich hat der Galan die App ebenfalls auf seinem mobilen Begleiter. Also liest der Galan: Unsere Lieblings-Cookies von diesem kleinen Café wo wir uns kennen lernten Ohne Punkt.
Das ist süß. Da macht doch ein Satz eine ganze Welt auf. Da sieht man die beiden, wie er im Starkregen, aber lachend, sie im Sommerkleidchen, einen Sonnenschirm ausbreitet … ach, nein, das war die Gauloises-Werbung … also, wie er sie anlächelt. Er hat noch einen total süßen Hund dabei. Und er trinkt, total süß ebenfalls, eine eher weibische – richtige Schreibweise! – Latte macchiato. Und dann gab es eine Hugo und ein Gläschen Prosecco und die Cookies. Die mag er auch. So süß! Und der Abend wurde noch lang.
Und er ist so süß, dass er sogar ihre Rechtschreibschwäche voll süß findet. Das mit dem Komma? Ach, seit der Rechtschreibreform ist ja alles anders! Das höre ich übrigens oft. Ausgemachter Blödsinn! Und das mit dem Zusammenschreiben von Verben – kennenlernten? Ach, seit der Rechtschreibreform ist ja alles anders!
Ist ja auch egal, das war so süß …! Hätte die Marketing-Dame sich mal an ihren Hugo geklammert, literweise, hätte sie texten lassen: Cookies vom Violetta! Meinetwegen noch mit dem populären Possessivpronomen: Unsere Cookies.
Basta, das wäre glaubwürdig!
Ihnen ein süßes Wochenende!