Manchmal ist es hilfreich, einen Text ein zweites, ja, ein zehntes Mal zu lesen. Vor allem dann, wenn Sie nicht mal eben eine kleine Notiz an den Gatten auf den Küchentisch legen (Bring‘ Kucchen mitT!), sondern mehr als einen Adressaten erreichen. Die Faustregel heißt: Texte, die öffentlich werden, sollten immer von mindestens vier Augen überprüft werden. Und wer hält sich nicht daran? Der Schreiber dieses Tagebuchs. Asche auf mein Haupt! Und: Sagen Sie mir, wenn Sie Fehler finden.
Und so komme ich heute mit zwei Meldungen aus dem Kontext Polizei, die zwar nicht auf übermäßig Falsches schließen lassen. Aber sie öffnen Interpretationsspielräume. Lesen Sie bitte einmal im ersten Bildchen – Quelle: rbb mit Dank an den Leser Werner K. aus Berlin – den letzten Satz. Was ist passiert?
Ein Toter. Die Polizei gibt bekannt, dass es sich – das schreibt sie aber nicht an die Presse – eventuell um einen bestimmten, der Polizei schon namentlich bekannten 61-Jährigen handelt. Hintergrund: Man will erst die Familie unterrichten. Und der Redakteur verknödelt diese Information so, dass die Geschlechtsfrage offenbleiben (offen bleiben wäre falsch) kann. Tipp: Noch mal lesen lassen – und dann ab in die Redigatur.
Beim zweiten Bildchen ist es ähnlich. Natürlich sagen dem Leser hier Hirn und allgemeine Lebenserfahrung, wer hier wen wie erschossen hat. Aber die Überschrift eines regionalen Nachrichten-Dienstes ist durchaus unterhaltsam. Was die fränkischen Polizisten alles können!
Ich wiederhole mich. Aufsehenerregend dramatisch sind diese Beispiele nicht. Aber ich will Ihnen einmal ein Beispiel aus meiner täglichen Arbeit geben: Ich lese das Werk eines Autors von vielleicht 180 Druckseiten. Der Autor ist erstens stil-, zweitens grammatiksicher. Und drittens sehr erfahren. Das folgende Bildchen zeigt die Statistik, die das Programm Word mitlaufen lässt, jeder Eingriff wird registriert. Das Programm ist da sehr pingelig. Was dort Kommentare bedeutet? Einen Kommentar setze ich immer dann, wenn ich meinen Senf zu etwas gebe: Hey, hatte die Dame eben nicht noch grüne Augen? – So schnell kommen Sie nie von Kopenhagen nach Südtirol! – Es gibt keine Krokodile in Soltau! So etwas. Nur nicht genau so etwas, natürlich.
Ihnen eine entspannte Woche!