Ja, einen Jux will sich der Herr machen. Er soll auf eine bayerische Gaudi in diesem Buch, dessen Autor ich nicht nenne. Und dann steht er da vor dem Spiegel ... aber lesen Sie doch selbst.
Und was lesen Sie? Sie lesen vor allem, dass Sie das Gelesene aus der Kurve trägt. Sie ahnen, um was es gehen könnte. Ein Mannsbild betrachtet sich. Und weil das Mannsbild augenscheinlich (1.) atemlos ist ob seiner Imposanz und daher schnappatmend (2.) gar nicht genug bekommen kann vom Gespiegelten und so (3.) den unbedarften Lesern noch bayerisches Brauchtum erklären muss und (4.) noch die fesche Kollegin vorstellen muss, schreibt der Autor 59 Wörter in einem Satz. Neunundfünfzig!
Ausatmen, bitte. Mein langer Satz mit (1.) bis (4.) hatte etwas mehr als 40 Wörter. Und der war schon schwer erträglich, wenngleich optisch strukturiert. Aber wenn einer 59 Wörter in einen Satz quetscht, sollte folgendes vorliegen: Entweder fallen Weihnachten und Ostern auf einen Tag. Oder er schreibe den Satz in sein Tagebuch. Oder er kann notariell nachweisen, dass seiner Tastatur die Satzzeichen gemopst wurden. Oder er kann notariell nachweisen, dass sein Name Johann Wolfgang von G. ist. Der konnte das. Thomas Mann konnte das auch, Martin Walser kann das. Der aktuelle Nobelpreisträger für Literatur (der Name fehlt mit gerade) … auch der. Aber danach?
Die Zeit sagt, dass ein Satz vielleicht 25 Wörter haben darf. Mal 27. Danach ist Schluss. Punkt. Texte der Agentur dpa enden nach maximal 30 Wörtern. Wer als normal begabter Autor einem Leser mehr als 30 Wörter zumutet, sollte nicht erwarten, dass man ihn gern liest.
Und noch ein Wort zum Beispielsatz: Ich war so fasziniert vom Satz-Bau, dass ich erst beim dritten Lesen merkte, was ebenfalls nicht stimmt: Der ganze Satz wabert irgendwie frei herum. Er kommt zu keinem Ende …