Neues aus der Neuzeit

150608_Wessling_TweetanzugIch bin Lesern sehr dankbar, die mich auf Dinge hinweisen, die aufzuspießen sich lohnt. Leser Robert W. aus der Bundeshauptstadt B. zum Beispiel. Herr W. schickt mir dann so etwas, das Sie oben sehen. Und man muss eben zwei Mal schauen – ich bin Herrn W. sehr dankbar für das Eingeweißte –, um zu sehen, um was es geht.

Es geht um den Tweet-Anzug, den Anzug aus Tweed. Herrschaftszeiten! Das war mal, das war Mode, als James Bond noch die Mode vorgab und eben nicht Twitter und so etwas. Twitter (deutsch: Zwitscherei) schickt Zwitschriges um die Welt, und jedes einzelne Geschwitscher nennt man tweet. Das zur Erklärung.

Und dann passierte dies im Spiegel, im altehrwürdigen: Ein junger Kollege liest einen Text, er liest Tweed-Anzug, vollkommen korrekt, kennt sich aber modemäßig überhaupt nicht aus, hat dies hier noch nie gelesen und denkt sich: Ey, irre, ey, der Kollege M. keine Ahnung von was! Ist ja auch schon 35, der alte Sack, keine Ahnung von Tweets und so. Den Rest denken Sie sich bitte!

Am nächsten Montag – der Spiegel erscheint am Samstag, also bei der Großen Konferenz – fällt einem Kollegen, 61, der Tweet-Anzug auf. Und was sagte der junge Twitterer?

Er sagte: Ich mein ja nur. Das war alles!

In gleicher Sekunde aber tippte er schon seinen nächsten Tweet an seine 1.467 Follower, deutsch: Mitleser. Er schrieb: vollspacken hier, alles vollspacken … sind irre pingelig und haben von communications echt null verdrahtung.

Nun gut, seien wir ehrlich, eine der 1.467 Mitleser war die Chefsekretärin der Abteilung Personal des hohen Hauses in Hamburg. Es war der letzte Beitrag aus diesem Haus, den der junge Kollege abgesetzt hat.

So könnte es gewesen sein, beim Spiegel. Wahrscheinlich war es aber so, dass das Selbstkorrekturprogramm in Sachen Rechtschreibung einfach das korrekte Wort Tweed austauschte.

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