Vierjähriges in Weißrussland

Heute ist ein besonderer Tag. Heute vor vier Jahren habe ich zum ersten Mal mein Leben in die Öffentlichkeit gerückt, wie es die modernen Zeiten erfordern. Nichts mehr, nichts mehr ist privat. Alles ist öffentlich, denn – das haben wir aus den Sechzigern herübergerettet ins Globale – auch das Private ist arg politisch. Habe also vor vier Jahren angefangen, mein Leben radikal ins Öffentliche zu ziehen und dieses Blog* zu schreiben. Und da die Öffnung am 29. Juli 2011 mein Leben auch radikal geändert hat (hören Sie mal, 929 Einträge in dieses Tagebuch seither, immer abruf-, nie löschbar), habe ich den Plan gefasst, dies auch auf meinem Körper zu verewigen.

Ich radelte also heimlich Anfang des Monats ins Weißrussische. Ich wusste, dort, kurz hinter der Grenze, sitzt ein begnadeter Künstler der Rechtschreibung, der Poesie, des Stechens und Steckens und Wehtuns.

Dankbar reichte ich ihm den Zettel, dessen Inhalt er auf meinen Rücken schreiben sollte. Er tat es. Wladimir benötigte achteinhalb Stunden, 43 Mullbinden und die gute Tinte von Montblanc. Dann war die Botschaft voll- und ich ins Krankenhaus von Gruzenskowsknipatel verbracht.

Das Leben ist Schicksal, nur wenn du ihm folgst bist du innerlich wirklich frei. 

Ich wollte erst schreiben lassen: Träume nicht dein Leben, aber lebe deinen Traum. Vladimir dagegen hatte mit den Umlaut-Punkten über dem A Probleme. Haben wir also wieder ausradiert.

Und, ach ja, das mit dem Apostroph vor -st und nach folg … Vladimir musste husten. Ich sehe es ihm nach. Ist halt so. Ich fand es dann witzig, dass er die falsche Neigung des Apostroph-Strichs gewählt hat. Er musste halt husten. Er trank während der achteinhalb Stunden viel russisches Wasser. War heiß da.

Vorher fragte er noch: Muss Apostroph? – Ja. – Wirklich? – Mach!

Und ich dachte noch, dass das mit dem falschen Apostroph nun mein Leben noch mehr bestimmen würde. Bevor ich dann das fehlende Komma monieren konnte, hatte Wladimir die 43.432 Rubel und ich den Notarzt Dimitri Porotenko an meiner Seite.

Ihnen nur das Be’ste für die’sen Tag und danke für vier Jah’re Aufmerksam’keit

150729_vierJahre

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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Sie wundern sich über den Artikel bei Blog? Das Blog? Ja, denn es ist die Abkürzung von WeBLog, Tagebuch im Internet. Und wenn wir Deutschen das Geschlecht solcher Wörter bestimmen, richten wir uns nach dem deutschen Geschlecht: das Tagebuch. Dass Sie mal wieder etwas lernen …

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