Oder mit Komma oder ohne?

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Schauen Sie, wie die FAZ, die mit dem klugen Kopf dahinter, mit der Frage umgeht, ob vor oder ein Komma stehen muss. Die FAZ entschied sich gestern für ein Komma. Hat sie damit Recht?

Also ein Blick in die Regeln, die Dudens Meisterwerk Richtiges und gutes Deutsch für das Komma bei oder aufstellt:

(1) Kein Komma bei gleichrangigen Wörtern, heißt es da: Er ging sonntags in die Kirche oder ins Wirtshaus. Nachvollziehbar, oder? (Hier steht ein Komma, weil das oder nicht als Konjunktion auftaucht, sondern für nicht wahr steht.) In dem Beispielsatz hat das oder die Funktion von und: Er nahm die Äpfel und die Birnen … beide verbundenen verbundene Teile sind gleichrangig, also kein Komma!

(2) Gleichrangigkeit und damit Kommalosigkeit gibt es auch bei Satzteilen. Beispiele: Niemand wusste, ob sie mit dem Zug kommen werden oder mit dem Auto. – Gerne trugen sie Rücksäcke die Berge hinauf oder auch hinunter ins Tal zum Frische-Wirt. – Ob er aber über Oberammergau oder aber über Unterammergau oder aber überhaupt nicht kommt, …

(3) Das Komma muss stehen, wenn es Nebensätze abtrennt oder wenn Infinitivgruppen eingeleitet werden. Beispiele: Sie fragte ihn, ob Päckchen gekommen seien, oder ob er den Briefträger wieder verpasst habe. – Päckchen, oder auch Briefe, erwartete sie stets mit Spannung.

(4) Bei nebengeordneten Hauptsätzen obliegt die Entscheidung dem Schreiber; ich rate zu Kommata: Beispiele: Wir schliefen im Urlaub gern in der eigenen Bettwäsche(,) oder wir kauften frische Bettwäsche vor Ort. – Sie entschieden sich oft für das Gasthaus nebenan(,) oder sie begnügten sich mit der heimischen Küche.

Und was sagen wir jetzt zur Bildunterschrift bei der FAZ? Es stehen da zwei gleichrangige Sätze. (a) Geht er? … (b) bleibt er? Es muss also kein Komma stehen nach Punkt (2) dort oben. Nach Punkt (4) darf man aber ein Komma setzen. Und ich finde das Komma hier angebracht, auch wenn der Satz kurz ist und das Komma nicht wirklich zur optischen Gliederung viel beiträgt.

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