Zum Wochenbeginn bin ich auf zweierlei Weisen gestimmt: Erstens immer noch stinkesauer über das Spiel meiner liebsten Vereine, des 1. FC Nürnberg und des HSV, die sich ein lahmes Duell lieferten, für das ich 39 Euro bezahlt habe, um dann im Regen nach Hause zu gehen.
Und ich bin spitzfindig gestimmt. Schauen Sie sich doch mal den zweiten Satz des Artikels links an, eines Auszugs aus den Nürnberger Nachrichten von heute. Die 45.873 Zuschauer, steht da, quittierten das 1:1-Remis gegen den Hamburger SV zeitweise mit Pfiffen. Das stimmt tendenziell. Die 45.871 anderen Zuschauer waren über den miesen Kick ebenso erzürnt wie mein alter Freund Peter und ich.
Aber ist das ein Grund, liebe Kollegen, hier das Verb quittieren einzusetzen? Schauen wir doch mal genauer hin: Der Duden nennt drei Sprachsituationen, in denen quittieren richtig genutzt wird:
(1) durch Unterschrift eine Zahlung, Lieferung o. Ä. bestätigen: Er quittierte das Paket. – Können Sie den Erhalt bitte quittieren? – Bekomme ich eine Quittung?
(2) auf ein Verhalten, Geschehen o. Ä. in einer bestimmten Weise reagieren: Sie quittierte sein Werben mit Achselzucken. – Sie quittierten das Fehler jeder Aufmerksamkeit mit einem lauten Lachen.
(3) [französisch quitter] (veraltend) eine offizielle Stellung aufgeben; ein Amt niederlegen: Der Minister quittierte seinen Dienst.
Halten wir also fest: Quittieren hat immer etwas zu tun mit eine Quittung ausstellen; quittieren sagt, dass etwas beendet worden ist: Ein Vorgang ist erledigt, abgeschlossen, aus – over – roger! Das Verb quittieren setzt einen Schlusspunkt.
Und nun zum Ausriss aus der Zeitung zurück, mit festen Blick auf die hier zutreffende Sprachsituation (2): Die Zuschauer hätten vielleicht einzelne Aktionen auf dem Spielfeld mit Pfiffen quittieren können; sie hätten den Schiedsrichter, seine Leistungen mit Pfiffen quittierend, auspfeifen können. Aber ein Ergebnis, also: das Ding nach 90 Minuten, kann man nicht zeitweise (!) quittieren, und schon gar nicht mit Pfiffen. Da wäre es besser gewesen zu sagen: Die Zuschauer machten ihrem Unmut über das schlechte Spiel mit Pfiffen Luft. – Die Zuschauer pfiffen die Mannschaften aus. – Nach dem Spiel waren die Zuschauern so erzürnt, dass sie die Mannschaften auspfiffen.
Oder: Sie quittierten miese Leistungen auf dem Feld immer wieder mit Pfiffen. Dann ist die eine miese Leistung abgeschlossen – sie wird quittiert. Und es folgt – leider, jajaja, so war es – die nächste, die dann wiederum laut quittiert wird.
Wie übrigens nennt der Experte ein schlechtes Spiel?
Grottenkick. Nie gehört? Ist reines Fußballerdeutsch derer, die mit der Sportschau im Ersten und dem Kicker aufgewachsen sind. Ich finde den Ausdruck aus Fachausdruck durchaus fein, auch – oder gerade weil – er nicht im Duden steht. Er ist den Dudenwörter grottenfalsch, grottenschlecht, grottendoof und grottenhässlich entlehnt. Grottenkick, liebe Duden-Menschen, muss rein ins Werk! Muss – als Beispiel sollten Sie das 1:1 vom Samstag nehmen.