Das Gross- und das kleingeschriebene …

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Wenn Sie gedacht haben, im neuen Jahr gehe es mal leicht und locker los – Pustekuchen! 2013 beginnt in diesem Tagebuch mit einer echten Finesse, mit einer kleinen Schwierigkeit, die tief in Ihr Sprachgefühl taucht. Lesen Sie doch mal aus dem Internet-Auftritt der geschätzten Süddeutschen Zeitung den ersten Satz – Auszug aus der Rezension zum sonntäglichen Tatort – vollständig, nach dem Begriff Pissoir:das ist lustig, wenn Gisbert im Supermarkt am Regal mit den Fertiggerichten steht und nicht weiß, was das Richtige für ihn ist.

Ist es richtig, das Wort Richtige hier groß zu schreiben? Ihr Tipp?

Nein, es ist falsch. Das Adjektive richtige bezieht sich sehr deutlich auf Fertiggericht – nur dass dem Adjektiv das Substantiv über eine Zeile verlorengegangen ist. Richtig gedacht heißt der Satz: … am Regal mit den Fertiggerichten steht und nicht weiß, was das richtige Fertiggericht für ihn ist. Andere Beispiele: Sie testete alle Suppen, um festzustellen, welche die beste sei – Er sah sich die Autos an, in der Hoffnung, das schnellste zu finden. Es geht hier um Kongruenz, um den inneren, grammatikalischen Bezug von Wörter zueinander. In diesem Fall lässt die Kongruenz die Verbindung von richtige und Fertiggericht zu. Also greifen wir zu ….

Klar, es ist richtig, nur in einem anderen Sinn:  … das ist lustig, wenn Gisbert im Supermarkt am Regal mit den Fertiggerichten steht und nicht weiß, was das Richtige für ihn ist. Lies: Was ganz generell das Richtige für ihn ist, im Leben, im Beruf, in der Liebe. Das großgeschriebene Richtige löst sich komplett von seinem vermeintlichen Bezugswort; es ist eigenständig und deutet nicht auf das Fertiggericht, sondern eben auf etwas ganz Neues.

Apropos Neues: Gutes neues Jahr, Ihnen!

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