Sylvester, es möge nützen …

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Huhu, Radio108.de! Das Bild ist von Euch, ich habe es entwendet, seht es mir bitte nach! Ich will es auch nicht wieder tun, niemals – das ist einer der Vorsätze für das neue Jahr.

Das neue Jahr oder das Neue Jahr? Ist 2013 ein Eigenname, wenn man darauf anstößt? Nein, ist es nicht. Das neue Jahr ist das kleingeschriebene neue Jahr. Nur Neujahr … naja, da haben wir es auch mit einem Nomen zu tun. Also, prosit neues Jahr! ist ebenso richtig wie Prosit Neujahr! 

Dazu, zum prosit!, ein paar Anmerkungen. Der Duden bezeichnet das Wörtchen als Interjektion, als Einwurf-Wort, unbeugbar, wie puuuuh, oha, jaja, Mist!, Mensch! und ähnliche. Umgangsprachlich eher, es bezeichnet Einwürfe, vor allem in der gesprochenen Sprache.

Prosit kommt aus dem Lateinischen (Stamm: pro(d)esse), ist dortselbst eine eher schwierige Form (Konjunktiv Präsens, dritte Person Singular) und bedeutet: Es möge nützen! Und auch wenn es damit nicht unbedingt eine Befehlsform ist, so lassen wir nach diesen Ausruf das Zeichen des Ausrufes, das !.  Prosit Neujahr!, sagte er, und fiel über den Tresen in den 1. Januar.

Er hätte übrigens auch Prost! sagen können, denn Prost! ist nicht anderes als Prosit! ohne das unter Alkoholeinfluss weggelallte I, das arme. Stößt man in Kneipen, in denen der Tatort Proletarisches nahelegen würde, eher mit Prost! und Bier an, während man in akademischen Kreisen mit Champagner zum lateinisiernden Prosit! greift? Schmarrn, alles eine Frage des Alkoholpegels, von dem ich hoffe, dass Sie ihn gut im Griff haben.

Und dann liest man noch, hin und wieder, Sylvester statt Silvester. Ist das der feinere Ausdruck?

Nein! Silvester ist Silvester, der letzte Tag des Jahres. Geht zurück auf Papst Silvester (4. Jahrhundert), den Namensheiligen dieses letzten Tages des Jahres – reiner Zufall! Sylvester mit Y ist als Schauspieler ein Herr Stallone, überhaupt gern ein Vorname: Herr zu Guttenberg, der mit der wenig fälschungssicheren Dissertation, heißt voll(!) und ganz: Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg. Er heißt auch so, wenn er nicht voll(!) sein sollte. (Für diesen wahrhaft dummen Jokus entschuldige ich mich im neuen Jahr, prosit!)

Das neue Jahr also, und Silvester … wie geht das in anderen Ländern? Ich darf mich zitieren, ein kleiner Auszug aus dem Deutschen Sprachkompass, Ausgabe Dezember 2011 – zum ersten Mal vermische ich dieses Blog mit dem Sprachkompass, ein Mal im Jahr gestehe ich mir das zu, also los:

Ein Blick in die Sprachen der Welt zeigt, wie andere mit diesem Wort umgehen – oder ob sie eigene Namen für Jahresende und Jahresanfang haben, wie die Angelsachsen, die nur ihr New Year´s Eve und New Year kennen

Silvester sagen alle Deutschsprachigen, aber auch die Israelis, die Italiener, die Kroaten, die Polen, die Slowaken, die Slowenen, die Tschechen, die Ungarn und die Ukrainer.

Hogmanay heißt es in Schottland; Calennig in Wales. Old Year‘s Night (die Nacht des alten Jahres) sagt man in der Karibik. In der Türkei geht es: Yılbaşı gecesi, die Nacht vor dem neuen Jahr.

Brazilianer, spanischsprechende Lateinamerikaner und Portugiesen sprechen vom Ano Novo (neues Jahr) oder vom Año Nuevo; in Spanien ist es die Nochevieja, die alte Nacht.

Anders denken Holländer und Belgier, sie nennen den Tag treffend Oud en Nieuw, übersetzt: Alt und Neu. Die Franzosen besinnen sich des Wiedererweckens und nennen den Tag Réveillon.

Nytårsaften (Neujahrsabend) und Nytårsaftensdag (Neujahrsabendtag) sagen Schweden, Dänen und Norweger; nur die Finnen, der Sprache aus bekannten Rastern fällt, nennen den Tag unübersetzbar Uusivuosi.

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