Deonyme, die letzte Folge

140717_ChristusSie sehen die Statue. Und Sie denken: Gestern hat er versprochen, dass mit der WM Schluss sei. Und nun wieder … Rio … Maracana … Zuckerhut … Siegerflieger … und natürlich die Statue, am liebsten in Schwarz-rot-gold.

Pustekuchen!

Den Sinn des Bildchens sehen Sie erst am Ende des Textes. Ich hatte in der vergangenen Woche angefangen, Deonmye aufzuzeigen. Blättern Sie einmal bitte, Sie finden Sie sie immer am Ende von Texten. Diese Reihe gilt es nun abzuschließen.

Sie wissen nicht mehr, was Deonyme sind? Ein Deonym ist ein Wort, das sich von seinem Schöpfer ableitet, also von seinem Erfinder, Namenspatron, nicht von Gott, dem Schöpfer. Diese Idee legte die Statue ja nahe.

Ein Beispiel: Zeppelin, die fliegende Zigarre, und Graf von Zeppelin als Herr über allen Wolken bis zum Brand. Zeppelin ist dabei das Deonym, der Herr Graf das Eponym. Jaja, die Wissenschaft mag es in griechisch-römischer Nomenklatur …

Und daher kommen wir um letzten Teil, Deonyme ohne Zuordnung, nichts Lukullisches, nichts Politik, nichts Technik. Los geht es:

Es gibt eine Reihe von Begriffen, die eindeutig auf Namen ihrer Erschaffer oder prominentesten Vertreter zurückgehen; sie zu erläutern, führte hierzu weit. So seien lediglich das Phänomen und der Name kurz erwähnt: Wer heute als Casanova durchgeht oder als Don Juan, findet sowohl literarische als auch reale Vorbilder: den venezianischen Poeten Giacomo Girolamo Casanova, 18. Jahrhundert, und Mozarts Don Giovanni, der indes auf eine reale Figur zurückgehen soll.

Der Boykott, die Verbal(l)hornung*, der Brockhaus, der Baedeker, die Sprachenschule Berlitz, die Bachblüten, die Röntgenstrahlen, der Duden selbstverständlich, der Bunsenbrenner und die Krankheiten Asperger-Syndrom, Alzheimer, Badesow-Syndrom und Parkinson – allesamt Deonyme.

Kolping und die Kneippkur, der Colt als Waffe und die Browning, die Winchester, die Kalaschnikow, der Molotow-Cocktail und der Radetzky-Marsch. Der Masochismus geht namentlich zurück auf einen Leopold Ritter von Sacher-Masoch, der Sadismus auf Marquis de Sade, eine Jeans auf den Sohn eines Bamberger Kurzwarenhändlers, auf Löb, später: Levi Strauss, eines Juden.

Wer Ordnung hält im Regal, hat gewiss Ordner da stehen, die auf dem Prinzip des Schwaben Louis Leitz fußen, 19. Jahrhundert. Und wenn es knallt, knallt es nicht schwarz, sondern das Schwarzpulver geht auf den Freiburger Mönch Bertold Schwarz, 14. Jahrhundert, zurück; die gleichnamige Schrift auf den Grafiker Ludwig Sütterlin.

Eine gewisse Melitta Bentz, Hausfrau aus Dresden, tüftelte so lange mit dem Löschpapier ihres Sohnes herum, bis 1908 die Kaffee-Filtertüten patentiert wurden: die Melitta-Filter. Und Ernst Litfaß, Verleger aus Berlin, klebte im 19. Jahrhundert als Erster überhaupt Reklame auf Säulen, auf die Litfaß-Säule, oder Achtung: Litfaßsäule geschrieben.

Wenn die Polizei vorfährt, macht sie mit der Erfindung aus der Deutschen Signal-Instrumenten-Fabrik Max B. Martin auf sich aufmerksam, dem Martinshorn.

Natürlich wissen Sie, dass auch der Name Amerika ein Deonym ist. Amerigo Vespucci hat den Kontinent entdeckt. Aber den Namen – das vierte Vornames-Deonym – vergab ein anderer, ein Deutscher: Martin Waldseemüller, ein Kartograph aus Freiburg, zeichnete den Namen Anfang des 16. Jahrhunderts erstmals auf eine Karte.

Unter den vielen Deonymen vergisst man oft eines: Jesus Christus und das Christentum. Nun sehen Sie, dass ich es mit dem Ende der WM-Geschichten ernst meine, Bildchen oben!
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Die Geschichte des Lübecker Druckers Johann Balhorn ist eine sehr besondere. Ich verspreche, Sie Ihnen bei Gelegenheit mal zu erzählen.

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