Stud-Enten

Noch vier Tage bis zum ersten Geburtstag der Deutschmeisterei

Zusammenfassung: Ein Philologe der Universität Bayreuth untersucht – ohne die Untersuchung repräsentativ nennen zu wollen – die Sprachfähigkeit Studierender. Und stellt gravierende Mängel  fest. Mängel bei  Rechtschreibung, Grammatik, Satzbau. Massive Probleme, wie meine Heimatzeitung auf der ersten Seite betont. Ich glaube das alles. Aber nun kommt die leichte Volte in dieser Geschichte. Der Herr Professor ist nicht irgendeiner mit einem Lehrauftrag. Der Herr Professor Dr. Gerhard Wolf ist Inhaber des Lehrstuhls für Ältere Deutsche Philologie an der Universität Bayreuth und Vorsitzender des Philosophischen Fakultätentages. Schauen Sie bitte hier.

Der Herr Professor sagt allerlei kluge Sachen im Interview im Deutschlandradio Kultur. Nachzulesen im Wortlaut hier. Merkwürdig ist nur, dass er seine Untersuchung in toto nicht veröffentlichen will. Seine Begründung, ich verkürze: Er fürchtet den Aufschrei der Politik. Ausführlicher heißt es so, ich zitiere eine ganze Passage, Herr Timm ist der Herr vom Sender:
Timm Herr Wolf, nun ist die Studie bislang unveröffentlicht. Warum? Ich meine, indem Sie mit uns sprechen, veröffentlichen Sie sie ja auch zum Teil. Also man könnte meinen, sie sei womöglich doch etwas tendenziös geraten.
Wolf Ja, also wir waren ja über die Wucht der Kritik selber überrascht und hatten das dann, also auf unserer letzten Plenarversammlung, besprochen. Die Studie war ja ursprünglich nicht zu Veröffentlichung gedacht. Also, Sie müssen sich das so vorstellen, dass wir im Jahr vielleicht vier, fünf Umfragen bei unseren Mitgliedern durchführen …
Timm Ich füge es mal kurz ein, es sind 135 Fakultäten, die sie befragt haben, und die sollten Ihnen in Texten zurückschreiben, also nicht ankreuzen oder so. Fragt man sich doppelt, warum haben Sie es nicht veröffentlicht?
Wolf Also diese Sache ist unendlich heikel. Man muss nämlich bedenken, dass in dem Moment, wo man Kritik an den Schulen übt, man sofort also auch die Politik als Gegner hat. Und das wollen wir nicht. Wir sind daran interessiert, dass die momentanen Diskussionen in der KMK über die Bildungsstandards im Abitur, dass diese Diskussionen zu einem vernünftigen Ende führen und hier also diese Defizite, die ich gerade beschrieben habe, versuchen, zu neutralisieren. Aber das ist etwas, was wir also durch ein öffentliches Medienecho eigentlich nicht irgendwie belasten wollten.
Timm Das heißt, Sie wollen die Kultusministerkonferenz, die KMK, anregen, aber nicht aufregen?
Wolf Na ja. Es hat sich herausgestellt, dass einige schon aufgeregt sind. Es haben auch einige Länder bereits darauf reagiert. Also wir sind guter Hoffnung, und es gibt Signale aus dieser KMK, dass man hier jetzt bei diesen Bildungsstandards diese Monita* berücksichtigen wird.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Der  Herr hat aber auch ein Händchen dafür, mich im Duden nachschauen zu lassen: Monita, ich ahnte es gleichwohl, ist der Plural von Monitum, unter uns Lateinern, wie mein Vater gesagt hätte: das; -s, ta [zu lateinisch monita (Plural) = Ermahnungen, substantiviertes 2. Partizip Neutrum von: monere, monieren] (bildungssprachlich), achja, wirklich bildungssprachlich? Beanstandung; RüŸge: Monita auffŸühren, zusammenstellen …

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